Frau Muschiol und Herr Wermann (Projektmitarbeitender Mikroprojekte / Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH) informierten ausführlich anhand einer Powerpoint-Präsentation über das Projekt „JUGEND STÄRKEN im Quartier“:

 

        Mit dem Projekt bündeln erstmalig zwei Bundesministerien in einem gemeinsamen Programm Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF):

"  das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie

"  das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

 

        Projektlaufzeit: 01.01.2015 – 31.12.2018

 

        Die Projektumsetzung erfolgt durch:

"  eine im Jugendamt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld angesiedelte Koordinierungsstelle sowie

"  die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH und

"  den Jugendclub 83 e.V.

 

        Zielgruppe sind junge Menschen im Alter von 12 bis einschließlich 26 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund, die

"  von den Angeboten der allgemeinen und beruflichen Bildung, Grundsicherung für Arbeitsuchende und/oder Arbeitsförderung nicht mehr erreicht werden.

"  wegen sozialer Benachteiligungen oder individueller Beeinträchtigungen besondere sozialpädagogische Unterstützung im Rahmen der Jugendhilfe brauchen, um den Übergang Schule-Beruf zu meistern.

 

        Die inhaltliche Zielstellung umfasst:

"  die Vorbereitung junger Menschen mit besonderem individuellen Unterstützungsbedarf auf die (Wieder-)Aufnahme von schulischer und beruflicher Bildung

"  den Aufbau nachhaltiger Strukturen der Zusammenarbeit zwischen dem Träger der öffentlichen Jugendhilfe, den freien Trägern, Schulen, Jobcentern usw.

"  die Schaffung eines konkreten Mehrwerts für städtische Quartiere

 

        Das Projekt „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ beinhaltet folgende Bausteine:

"  Case Management (intensive sozialpädagogische Einzelfallarbeit über einen längeren Zeitraum)

"  Aufsuchende Jugendsozialarbeit (Aufsuchen und Aktivierung schwer erreichbarer junger Menschen zur Heranführung an Unterstützungs- und gesetzliche Regelangebote)

"  Niedrigschwellige Beratung / Clearing (niedrigschwellige sozialpädagogische Beratung für junge Menschen, die sich an eine Einrichtung wenden, zur Klärung des Unterstützungsbedarfs)

"  Mikroprojekte (sozialraumorientierte Mikroprojekte zur Aktivierung, Kompetenz- und Persönlichkeitsstärkung der jungen Menschen mit Mehrwert für das Quartier)

 

        Insgesamt nehmen 178 Modellkommunen am Projekt teil. 55.000 Teilnehmende sollen im Rahmen der laufenden Förderperiode bundesweit erreicht werden. Aktuell nahmen bereits 36.000 Jugendliche am Projekt teil.

 

        Die SOLL-Zahl des LK ABI liegt bei 200 Teilnehmenden. Mit Stichtag 31. Juli 2017 konnten bereits 135 Jugendliche durch das Projekt unterstützt werden. Dies entspricht einer Zielerreichung von rd. 68%.

 

        Ca. 90% der Teilnehmenden werden über die Schulen in das Projekt vermittelt.

 

        Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden liegt bei ~ 16 Jahren.

 

        Regionale Umsetzung des Projektes:

"  Bitterfeld und Wolfen (Jugendclub 83 e.V.)

"  Köthen und Zerbst (Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH).

 

        Die bisherigen Projekterfahrungen zeigen, dass je kürzer eine Teilnahme im Projekt ist, umso erfolgreicher gestaltet sich eine Re-Integration in schulische bzw. berufliche Ausbildung.

 

        Grad der Zielerreichung „Wiedereingliederung in schulische und berufliche Bildung“ im Rahmen der ersten Förderperiode:

"  SOLL: 15 TN

"  IST per Stichtag 31. Juli 2017: 44 TN

 

        Mögliche Gründe für eine Schulverweigerung:

"  Fehlende Motivation

"  Angst vor Leistungsversagen, schlechte Zensuren, schulische Misserfolge

"  Konflikte mit Lehrer(innen)

"  Mobbing und soziale Isolation in der Klasse

"  Psychische Auffälligkeiten (z.B. Ängste, Depressionen)

"  Fehlende elterliche Erziehungskompetenz

"  Gestörtes soziales Umfeld (z.B. Trennung, Arbeitslosigkeit, Todesfall)

 

        Kriterien für eine erfolgreiche Re-Integration:

"  Eigenmotivation und Bereitschaft des Schülers / der Schülerin

"  Einzelgespräche (Case Management) und Teilnahme am Mikroprojekt

"  Kollegiale Fallberatung und Fallkonferenzen in der Schule

"  Unterstützung seitens der Eltern

"  Zustimmung der aufnehmenden Institution

"  Netzwerkarbeit

 

        Für ein Gelingen des Projektes ist ein Zusammenspiel aller Ebenen notwendig:

 

 

 

        Des Weiteren informierte Frau Muschiol darüber, dass eine Verlängerung des Projektes bis Mitte 2022 angestrebt wird. Das Interessenbekundungsverfahren hierzu beginnt voraussichtlich im Frühjahr 2018. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat bereits sein Interesse an einer möglichen Projektverlängerung bekundet.

 

        Voraussichtliche Veränderungen im Rahmen der neuen Förderrichtlinie:

"  Durchführung von Gruppenmaßnahmen

"  Einschränkung der Schulform wird aufgehoben

"  Erhöhung des Stellenanteils der Koordinierungsstelle

"  Personalkostenpauschale für finanzielle Abrechnung

 

        Folgende Mikroprojekte wurde bereits im Landkreis Anhalt-Bitterfeld umgesetzt:

"  Tierpark Köthen (01.09.2015 – 31.01.2016)

"  Klappe, die 1.ste (01.09.2015 – 31.05.2016)

"  Pflanzenmarkt (01.02.2016 – 15.08.2016)

"  Klappe, die 2.te (16.08.2016 – 15.08.2017)

"  Abgefahren (01.03.2016 – 31.12.2016)

"  Durchstarten (16.08.2016 – 15.08.2017)

 

        Folgende Mikroprojekte werden aktuell umgesetzt:

"  Abgefahren 2.0 (01.01.2017 – 31.12.2018)

"  Kuppelofen (16.08.2017 – 30.06.2018)

"  Kreativwerkstatt (16.08.2017 – 30.06.2018)

 

 

Ergänzend sprach Herr Wermann über seine bisherigen Erfahrungen mit den Jugendlichen und stellte das Mikroprojekt „Pflanzenmarkt“ näher vor.

 

Im Anschluss an die Ausführungen hinterfragte Herr Maaß, inwieweit die KomBA mit an diesem Projekt beteiligt ist?

 

Frau Muschiol teilte mit, dass das Projekt „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ bei der KomBA bekannt ist, der Rücklauf aus den Jobcentern bislang jedoch niedrig ausfällt. Der größte Teil der Teilnehmenden wird direkt über die Schulen an das Projekt herangetragen. Hierfür wurden Kooperationsvereinbarungen mit den Schulen abgeschlossen. Zum Teil erfolgt eine Vermittlung in das Projekt auch über Mundpropaganda (Eltern, Freunde).

 

Herr Wermann teilte hierzu noch mit, dass die Zusammenarbeit mit der KomBA aktuell verstärkt wird.

 

Frau Hinze stellte u. a. folgende Fragen:

1. Inwieweit werden die Schulverweigerer aus dem BVB und dem BVJ aufgenommen?

2. Arbeiten Sie auch mit dem Amt für Ordnung und Sicherheit zusammen?

3. Wo genau entsteht mit Blick auf das Mikroprojekt „Kreativwerkstatt“ ein Mehrwert für das

    Quartier?

 

Die Berufsschulen in Bitterfeld und Köthen sind mit in das Projekt integriert und es besteht eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Amt für Ordnung und Sicherheit, so Herr Wermann.

Die von den Jugendlichen erarbeiteten Produkte werden auf verschiedenen Märkten der Region angeboten. Die Teilnehmenden schöpfen daraus Erfolgserlebnisse.