Sitzung: 13.09.2018 Landwirtschafts- und Umweltausschuss
Herr Mölle bittet
Herrn Dr. Schenk (Bauernverband) um seine Ausführungen.
Herr Dr. Schenk
behandelt Pkt. 6.3. und 6.4. zusammen.
Herr Mölle fragt
nach dem Einverständnis der Ausschussmitglieder, das liegt vor.
Herr Dr. Schenk beginnt
mit seinen Ausführungen und sprach zum „Dürreproblem“ durch fehlende
Niederschläge und gleichzeitig eine erhöhte Verdunstung, da die Temperaturen
weit über dem Durchschnitt lagen. Wir hatten auch einen relativ langen
Winter - Ende März/Anfang April wurde es
erst warm und ging dann nahtlos in den Sommer über und das hat bei manchen
Pflanzenbeständen zu Wachstumsstress geführt, z. B. zu einer Knospenwelke beim
Raps, bei Wintergetreide fehlte die Bestockung. Bis Mai sah es ganz gut aus,
dann kam der Einbruch zuerst bei Getreide und Raps, dann kamen die Zuckerrüben
dazu. Bei den Zuckerrüben gibt es das Problem mit der Rübenmotte, es ist ein
Schädling, der in normalen Jahren keine großen Probleme macht, weil er keine
Niederschläge mag. In diesem Jahr war es sehr trocken, dadurch hat er mehrere
Generationen ausgebildet und als Folgeschädling kamen noch verschiedene Pilze,
die die Rüben befallen haben, so dass wir dieses Jahr eine sehr schlechte
Zuckerrübenernte haben werden. Ähnlich ist es auch beim Mais, er sah sehr lange
grün aus, hat aber keine Kolben ausgebildet. Durch Trockenheit während der
Blüte reagiert die Pflanze indem sie keine oder wenig Kolben ausbildet. Das ist
jetzt für unsere Tierhalter ein Problem. Bei Kartoffeln und Feldgemüse ist es
ähnlich. Trockenstress und große Hitze führten zu Ertragseinbußen, die in einer
Aufstellung in der Anlage 9 zu entnehmen sind.
Bei den Mähdruschfrüchten haben wir durch die schlechte Ernte sehr starke
Umsatzrückgänge in den Betrieben. Problem für viele Betriebe ist die
Kontrakterfüllung. Als Risikovorsorge wird das seit ein paar Jahren
praktiziert, dass ein Teil der Ernte schon vorher über Kontrakte zu festen
Preisen verkauft wird. Das ist manchen Betrieben in diesem Jahr auf die Füße
gefallen, weil sie am Ende die Mengen und die Qualitäten gar nicht hatten, um
ihre Kontrakte erfüllen zu können. Wenn die Kontraktmengen nicht erfüllt werden
können, muss auf dem freien Markt nachgekauft werden. Im Bauernverband
Sachsen-Anhalt wurde, als die Getreideernte fast abgeschlossen war, eine
Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben gemacht und der Schaden wurde zu den
damaligen Marktpreisen abgeschätzt und das waren in Sachsen-Anhalt etwa 237 Mio.
€. Bei den Zuckerrüben wurden erste Proberodungen gemacht, je nach Region wird
geschätzt 30 bis 40 t/ha im Vergleich sind es sonst 65 bis 80 t/ha. Großes
Problem - die Rüben sind sehr klein, der Boden ist hart und die Rüben brechen
ab. Dazu kommen Pilzbefall und Fäulnis, die Zuckerfabriken nehmen maximal 8 -
10 % befallene Rüben ab. Was mache ich als Landwirt, wenn ich mehr Befall habe?
Aus diesen Dürreproblemen gibt es auch Nachfolgeprobleme, so z. B. die
Düngeverordnung. Nach der jetzt geltenden Düngeverordnung ist eine Gülledüngung
im Herbst nur unter bestimmten Umständen erlaubt.
Ein weiteres Problem haben die
Betriebe mit Arbeitskräften. Die Ernte war noch nie so schnell und so zeitig
fertig, wie in diesem Jahr. Es gab kaum Probleme mit Arbeitszeitgesetz. Die
Frage in den Betrieb ist jetzt, was machen wir mit den Leuten. Es gibt kaum
Überstunden, ein Abbummeln im Winter ist nicht möglich. Es gibt lt.
Tarifvertrag eine Lösung, Winterkündigungen durchzuführen, eine Abstimmung mit
dem Arbeitsamt muss gemacht werden, dass keine Maßnahmen durchgeführt werden
und es besteht ein Abwanderungsrisiko.
Wie sieht es bei dem
Tierbestand aus? Bei den Futtermitteln ist die Statistik etwas schwierig.
Die Erträge bei Silomais sind
bei 50 bis 80 % unter Planerträgen, das bedeutet, dass das Futter auch für die
Tiere fehlt. Bei Gras vom Acker oder vom Grünland war der erste Schnitt nach
dem Winter noch normal, der zweite und der dritte Schnitt sind in der Regel
ausgefallen. Die Hoffnung liegt jetzt auf dem vierten Schnitt. Die Weideflächen
sind verdorrt. Was wurde gemacht? Es wurden Futterbörsen organisiert, die sind
nicht so gut angenommen wurden, sondern die Betriebe haben sich untereinander
abgesprochen und ihre Futterversorgung koordiniert. Die wichtigste Maßnahme ist,
die Tierbestände reduzieren. Das Problem bei der Reduzierung der Kuhbestände
ist, dass die Marktpreise eingebrochen sind. Bei Kühen sind die Marktpreise in
zwei Wochen um 40 % gefallen. Wie sieht es jetzt mittel- bis langfristig aus?
Die Bodenwasservorräte sind erschöpft und müssen sich wieder auffüllen, das
Bodenleben muss sich wieder reaktivieren. In der Forst sind die Schäden noch
nicht absehbar. Der Rückgang beim Rapsanbau ist ein Problem für die Imker.
Hilfemaßnahmen:
1. Dürrehilfen von Bund und
Ländern
2. Vorzeitige und vollständige
Auszahlung der EU-Prämien
3. Stundung/Reduzierung
Pachten (Bund, Land, Kommunen, Kirche, private Verpächter)
4. Stundung Steuern
5. Absenkung Grundsteuer
6. Wassercent reduzieren bzw.
Mehrverbrauch nicht bestrafen
7. Zinsverbilligte
Betriebsmittelkredite
8. Verkauf und Rückpacht von
Flächen an die Landgesellschaft
9. Aussetzen des Verkaufes
großer Lose durch Landgesellschaft/BVVG
10. Perspektivische Maßnahmen
zur Anpassung an den Klimawandel
Dürrehilfe - in Sachsen-Anhalt
gibt es ungefähr 60 Mio € 30 Mio € vom Land und 30 Mio € vom Bund. Die
Landesmittel werden zuerst ausgezahlt und im nächsten Jahr kommen die Mittel
vom Bund.
Herr Mölle dankte
Herrn Dr. Schenk für seine sehr ausführliche Darstellung und fragt nach
Wortmeldungen.
Herr Hippe fragt,
wie man zukünftig mit den Dürreperioden umgeht. Was kann man tun als Landwirt?
Gibt es Ansätze in der Pflanzenproduktion z. B. Änderung der Verfahren,
Änderung der Fruchtfolge. Was sagt die Wissenschaft.
Herr Dr. Schenk: Landwirtschaft
ist im ständigen Wandel, es wird alles Mögliche ausprobiert, auch von Seiten
der Wissenschaft. Es gibt verschiedene Ansätze – Fruchtfolgen umstellen,
Humusgehalt im Boden verbessern, pfluglose Bodenbearbeitung, was teilweise
schon seit Jahren gemacht wird. Schwierig wird es, wenn das Glyphosat weg
fällt, dann wird es problematisch wegen der Unkräutern. Andere Pflanzen – wird
im Moment experimentiert mit Hirse oder Soja. Es ist nicht ganz so einfach. Es
gibt verschiedene Ansätze auch in der Züchtung. Wenn man solche Eigenschaften
von Wildsorten einkreuzt, dann nimmt man nicht nur die positiven, sondern auch
die negativen, das dauert dann viele Generationen (Kulturpflanzengenerationen)
Züchtungsarbeit bis man nur die positiven Eigenschaften hat.
Herr Mölle dankt
Herrn Dr. Schenk nochmals.