Herr Mölle bittet Herrn Dr. Schenk (Bauernverband) um seine Ausführungen.

Herr Dr. Schenk behandelt Pkt. 6.3. und 6.4. zusammen.

Herr Mölle fragt nach dem Einverständnis der Ausschussmitglieder, das liegt vor.

Herr Dr. Schenk beginnt mit seinen Ausführungen und sprach zum „Dürreproblem“ durch fehlende Niederschläge und gleichzeitig eine erhöhte Verdunstung, da die Temperaturen weit über dem Durchschnitt lagen. Wir hatten auch einen relativ langen Winter  - Ende März/Anfang April wurde es erst warm und ging dann nahtlos in den Sommer über und das hat bei manchen Pflanzenbeständen zu Wachstumsstress geführt, z. B. zu einer Knospenwelke beim Raps, bei Wintergetreide fehlte die Bestockung. Bis Mai sah es ganz gut aus, dann kam der Einbruch zuerst bei Getreide und Raps, dann kamen die Zuckerrüben dazu. Bei den Zuckerrüben gibt es das Problem mit der Rübenmotte, es ist ein Schädling, der in normalen Jahren keine großen Probleme macht, weil er keine Niederschläge mag. In diesem Jahr war es sehr trocken, dadurch hat er mehrere Generationen ausgebildet und als Folgeschädling kamen noch verschiedene Pilze, die die Rüben befallen haben, so dass wir dieses Jahr eine sehr schlechte Zuckerrübenernte haben werden. Ähnlich ist es auch beim Mais, er sah sehr lange grün aus, hat aber keine Kolben ausgebildet. Durch Trockenheit während der Blüte reagiert die Pflanze indem sie keine oder wenig Kolben ausbildet. Das ist jetzt für unsere Tierhalter ein Problem. Bei Kartoffeln und Feldgemüse ist es ähnlich. Trockenstress und große Hitze führten zu Ertragseinbußen, die in einer Aufstellung in der Anlage 9 zu entnehmen sind. Bei den Mähdruschfrüchten haben wir durch die schlechte Ernte sehr starke Umsatzrückgänge in den Betrieben. Problem für viele Betriebe ist die Kontrakterfüllung. Als Risikovorsorge wird das seit ein paar Jahren praktiziert, dass ein Teil der Ernte schon vorher über Kontrakte zu festen Preisen verkauft wird. Das ist manchen Betrieben in diesem Jahr auf die Füße gefallen, weil sie am Ende die Mengen und die Qualitäten gar nicht hatten, um ihre Kontrakte erfüllen zu können. Wenn die Kontraktmengen nicht erfüllt werden können, muss auf dem freien Markt nachgekauft werden. Im Bauernverband Sachsen-Anhalt wurde, als die Getreideernte fast abgeschlossen war, eine Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben gemacht und der Schaden wurde zu den damaligen Marktpreisen abgeschätzt und das waren in Sachsen-Anhalt etwa 237 Mio. €. Bei den Zuckerrüben wurden erste Proberodungen gemacht, je nach Region wird geschätzt 30 bis 40 t/ha im Vergleich sind es sonst 65 bis 80 t/ha. Großes Problem - die Rüben sind sehr klein, der Boden ist hart und die Rüben brechen ab. Dazu kommen Pilzbefall und Fäulnis, die Zuckerfabriken nehmen maximal 8 - 10 % befallene Rüben ab. Was mache ich als Landwirt, wenn ich mehr Befall habe? Aus diesen Dürreproblemen gibt es auch Nachfolgeprobleme, so z. B. die Düngeverordnung. Nach der jetzt geltenden Düngeverordnung ist eine Gülledüngung im Herbst nur unter bestimmten Umständen erlaubt.

Ein weiteres Problem haben die Betriebe mit Arbeitskräften. Die Ernte war noch nie so schnell und so zeitig fertig, wie in diesem Jahr. Es gab kaum Probleme mit Arbeitszeitgesetz. Die Frage in den Betrieb ist jetzt, was machen wir mit den Leuten. Es gibt kaum Überstunden, ein Abbummeln im Winter ist nicht möglich. Es gibt lt. Tarifvertrag eine Lösung, Winterkündigungen durchzuführen, eine Abstimmung mit dem Arbeitsamt muss gemacht werden, dass keine Maßnahmen durchgeführt werden und es besteht ein Abwanderungsrisiko.

Wie sieht es bei dem Tierbestand aus? Bei den Futtermitteln ist die Statistik etwas schwierig.

Die Erträge bei Silomais sind bei 50 bis 80 % unter Planerträgen, das bedeutet, dass das Futter auch für die Tiere fehlt. Bei Gras vom Acker oder vom Grünland war der erste Schnitt nach dem Winter noch normal, der zweite und der dritte Schnitt sind in der Regel ausgefallen. Die Hoffnung liegt jetzt auf dem vierten Schnitt. Die Weideflächen sind verdorrt. Was wurde gemacht? Es wurden Futterbörsen organisiert, die sind nicht so gut angenommen wurden, sondern die Betriebe haben sich untereinander abgesprochen und ihre Futterversorgung koordiniert. Die wichtigste Maßnahme ist, die Tierbestände reduzieren. Das Problem bei der Reduzierung der Kuhbestände ist, dass die Marktpreise eingebrochen sind. Bei Kühen sind die Marktpreise in zwei Wochen um 40 % gefallen. Wie sieht es jetzt mittel- bis langfristig aus? Die Bodenwasservorräte sind erschöpft und müssen sich wieder auffüllen, das Bodenleben muss sich wieder reaktivieren. In der Forst sind die Schäden noch nicht absehbar. Der Rückgang beim Rapsanbau ist ein Problem für die Imker.

Hilfemaßnahmen:

1. Dürrehilfen von Bund und Ländern

2. Vorzeitige und vollständige Auszahlung der EU-Prämien

3. Stundung/Reduzierung Pachten (Bund, Land, Kommunen, Kirche, private Verpächter)

4. Stundung Steuern

5. Absenkung Grundsteuer

6. Wassercent reduzieren bzw. Mehrverbrauch nicht bestrafen

7. Zinsverbilligte Betriebsmittelkredite

8. Verkauf und Rückpacht von Flächen an die Landgesellschaft

9. Aussetzen des Verkaufes großer Lose durch Landgesellschaft/BVVG

10. Perspektivische Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

Dürrehilfe - in Sachsen-Anhalt gibt es ungefähr 60 Mio € 30 Mio € vom Land und 30 Mio € vom Bund. Die Landesmittel werden zuerst ausgezahlt und im nächsten Jahr kommen die Mittel vom Bund.

Herr Mölle dankte Herrn Dr. Schenk für seine sehr ausführliche Darstellung und fragt nach Wortmeldungen.

Herr Hippe fragt, wie man zukünftig mit den Dürreperioden umgeht. Was kann man tun als Landwirt? Gibt es Ansätze in der Pflanzenproduktion z. B. Änderung der Verfahren, Änderung der Fruchtfolge. Was sagt die Wissenschaft.

Herr Dr. Schenk: Landwirtschaft ist im ständigen Wandel, es wird alles Mögliche ausprobiert, auch von Seiten der Wissenschaft. Es gibt verschiedene Ansätze – Fruchtfolgen umstellen, Humusgehalt im Boden verbessern, pfluglose Bodenbearbeitung, was teilweise schon seit Jahren gemacht wird. Schwierig wird es, wenn das Glyphosat weg fällt, dann wird es problematisch wegen der Unkräutern. Andere Pflanzen – wird im Moment experimentiert mit Hirse oder Soja. Es ist nicht ganz so einfach. Es gibt verschiedene Ansätze auch in der Züchtung. Wenn man solche Eigenschaften von Wildsorten einkreuzt, dann nimmt man nicht nur die positiven, sondern auch die negativen, das dauert dann viele Generationen (Kulturpflanzengenerationen) Züchtungsarbeit bis man nur die positiven Eigenschaften hat.

Herr Mölle dankt Herrn Dr. Schenk nochmals.