Sitzung: 05.09.2019 Kreistag
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 36, Nein: 5, Enthaltungen: 2
Vorlage: BV/1002/2019
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld
wird Mitglied im Verein „Europäische Metropolregion
Mitteldeutschland e. V.“
Der Kreistag beauftragt den
Landrat den Beitritt vorzubereiten und die
haushaltsrechtlichen
Voraussetzungen zu schaffen.
Die Satzung der „Europäischen
Metropolregion Mitteldeutschland e. V.“ und deren
Beitragsordnung werden zur
Kenntnis genommen.
Herr Köhler merkte
an, dass in der Definition der Metropolregion, dass die wirtschaftliche und
soziale Struktur stark auf die Großstädte als Zentren ausgerichtet ist. Er
sieht darin die Benachteiligung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Er stellte
folgende Fragen:
1. Aus welchem Grund muss sich
Anhalt-Bitterfeld an den westlichen Bundesländern orientieren?
2. Dieses Modell braucht einen
Beirat. In welcher Höhe belaufen sich die anfallenden Kosten?
3. Die voraussichtlichen Kosten für den
Landkreis wurden 2015 mit 22.000 EUR beziffert. Warum werden die anfallenden
Personalkosten i.H.v. 143.000 EUR in der Präsentation nicht erwähnt?
4. Aus welchen ideellen
Gründen erfolgt der Beitritt?
5. Reicht das, was an Personal eingeplant
ist oder werden weitere Mitarbeiter zu einem späteren Zeitpunkt benötigt?
6. Sind die hier angegebenen langfristigen
Synagieeffekte, wie bei der Kreisgebietsreform, auch nur Wunschdenken? Wie
konkret ist hier die Langfristigkeit der Synagieeffekte definiert? Die
Stabilität des Jahresbeitrages ist nicht garantiert. 800.000 EUR Gesamtbudget,
Belastung für Anhalt-Bitterfeld im Bund 160.000 EUR. Warum ein so hoher Beitrag
für Anhalt-Bitterfeld bei so vielen Mitgliedern?
Herr Köhler verwies
unter anderem auf eine Beschlussfassung durch den Kreistag vom 27.11.2014. Laut
seinen Unterlagen wurde dieser Beschluss nicht fasst und war kein Bestandteil
der Tagesordnung. Er fragte, warum dieses Projekt dem Kreistag erst wieder nach
5 Jahren vorgestellt wird.
Herr Roi konnte sich
ebenso an einen Beschluss nicht erinnern, lediglich an die Diskussionen in den
Ausschüssen. Er fragte, wie sich der Nachbarlandkreis Nordsachsen positioniert.
Ist er Mitglied in der Metropolregion? Er stellte fest, dass bei der Befragung
der Träger und Kommunen eine Stellungnahme der Städte Bitterfeld-Wolfen und
Köthen fehlte. Wurden sie gefragt? Er hoffte, dass sich jedes Kreistagsmitglied
mit der Entwicklung der Metropolregion beschäftigt hat. Er verwies auf die
Sachdarstellung. Anfangs wurden Magdeburg und Dresden benannt, später nicht
mehr. Magdeburg und Dresden sind ausgeschieden. Hierzu gibt es einen
umfangreichen Stadtratsbeschluss zum Austritt von Magdeburg aus der
Metropolregion. Die AfD-Fraktion sah es ebenso, dass Doppelstrukturen
geschaffen werden und lehnt diese ab. Es gibt eine Rekordentwicklung im
Tourismus im Bereich Anhalt-Wittenberg und Dessau von über 6 Prozent. Er sah in
einer Mitgliedschaft keine Vorteile. Weiterhin bezog er sich auf die Personal-
und Sachkosten für 2 Vollbeschäftigte. Es stellt sich die Frage, welche
Aufgaben sie übernehmen sollen, um einen Mehrwert für unseren Landkreis zu
bringen.
Die AFD-Fraktion stellte den
Antrag, einen erneuten Punkt aufzunehmen:
„Der Landrat berichtet
jährlich im Kreistag über den Mehrwert der Mitgliedschaft.“
Weiterhin fragte er nach dem
Termin, wann wir beitreten wollen. Dieser ist in der Beschlussvorlage nicht
ersichtlich.
Herr Wolkenhaar verwies
darauf, dass man hier das Gebiet begrenzen muss, da man ansonsten als
Metropolregion nicht erkennbar ist. Es ist notwendig, dass wir in dieser
Metropolregion erscheinen. Das passiert jedoch nicht durch ein Hinweisschild
auf der Autobahn. Herr Wolkenhaar sprach sich für den Beitritt zur
Metropolregion aus.
Herr Dittmann
stellte fest und kritisiert, dass eine komplett unveränderte Präsentation aus
dem Jahr 2014 übergeben wurde. 2014 wurde der Kreistagsbeschluss nicht gefasst,
weil der Landrat die Vorlage zurückgezogen hatte, da es im Kreis- und
Finanzausschuss keine Zustimmung gab. Die Stellungnahmen, die hier eine Rolle
spielen sind mit hoher Wahrscheinlich nicht mehr werthaltig. Im Kreis- und
Finanzausschuss wurde dargelegt, dass im Gegensatz zur Diskussion von 2014 auf
die Metropolregion eine neue Funktion zukommt, von der der Landkreis in Gänze
nur profitieren kann. Das ist das Geben von Potential durch die Förderung des
Bundes für den Kohleausstieg. Eine Stellungnahme durch die Stadt Zerbst würde
heute anders ausfallen als im Jahr 2014.
Herr Schulze teilte
mit, dass der Antrag 2014 nicht weiterverfolgt wurde, weil er damals keine
Mehrheit im Kreistag gefunden hätte. Zum letzten Kreis- und Finanzausschuss
hatte er es damit begründet, dass der Landkreis Anhalt-Bitterfeld direkt davon
partizipieren kann. Es hat nichts mit einer Doppelstruktur im Tourismusverband
zu tun. Es besteht jetzt die Möglichkeit und es gibt einen weiteren triftigen
Grund, auf Grund dieser Teilhabe dort mit zu partizipieren. Die Metropolregion
hat ebenso Interesse am Landkreis. Weiterhin erklärte er, dass für diese
weitere Aufgabe kein Personal zur Verfügung steht. Aus dem Grund werden 2
Vollzeitstellen benötigt; eine Stelle bei der EWG und eine weitere Stelle beim
Amt 80. Wenn man zukunftsfähig sein will, muss man die richtigen Entscheidungen
treffen. Er bat um Zustimmung zur Vorlage.
Herr Mertens,
Vertreter der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland e.V., erklärte,
dass der Landkreis Nordsachsen seit 01.07.2019 Mitglied ist. Er berichtete über
die Entwicklung sowie der „Aufgabe“ der Metropolregion. Seit 2014 hat sich die
Metropolregion stark entwickelt. Damals war es ein reiner kommunaler
Zusammenschluss der Städte. Dresden und Magdeburg sitzen in anderen
Verflechtungsräumen.
Herr Wolpert stellte
den erweiterten Antrag der AfD-Fraktion zur Abstimmung.
Der Änderungsantrag wurde mit 3 Ja-Stimmen und 18 Gegenstimmen, bei 20
Enthaltungen mehrheitlich abgelehnt.
Die Vorlage 1002/2019 wurde mit 36 Ja-Stimmen und 5 Gegenstimmen, bei 2
Enthaltungen, mehrheitlich bestätigt.