Sitzung: 29.10.2020 Kreistag
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 48, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Vorlage: BV/0181/2020
1. Der Kreistag beschließt den Neubau der Integrierten Leitstelle des
Landkreises Anhalt-Bitterfeld am Standort in 06749 Bitterfeld-Wolfen, Ortsteil
Stadt Bitterfeld, Richard-Schütze-Straße 6 mit Fertigstellungstermin zum
30.06.2024
2. Der Landrat wird ermächtigt, die
erforderlichen Maßnahmen zu treffen, insbesondere für die Aufgabe Fachplaner zu
beauftragen, die Erfahrungen im Bau mit Einsatzleitstellen nachweisen können,
um den Fertigstellungstermin (30.06.2024) einzuhalten. Über den Baufortschritt
ist regelmäßig im Bau-, Wirtschafts- und Verkehrsausschuss zu berichten.
Herr Wolkenhaar
kritisierte die hohen Kosten von 1,7 Mio. EUR sowie die schlechte Vorbereitung
und begründete den Änderungsantrag. Es soll nicht neu gebaut werden, sondern
die Einsatzleittechnik erneuert werden. Der Landrat soll dem Kreistag die
Maßnahmen vorschlagen, um den Fertigstellungstermin einzuhalten. Eine solide
Kostenschätzung durch ein Fachplanungsunternehmen ist vorzulegen.
Herr Wolpert fragte,
ob der Kreistag über die Vorschläge zu erforderlichen Maßnahmen noch abstimmen
soll. Wird dadurch der Auftrag zur Erneuerung der Einsatzleitstelle in Frage
gestellt oder soll es gemacht werden? Es kann nicht zuerst über die
Einsatzleittechnik entschieden werden und danach erst entsprechende Vorschläge
gemacht werden. Weiterhin fragte er, warum der Fachplaner über die
Gefährdungsbeurteilung berät, wenn nur die Einsatzleittechnik erneuert werden
soll.
Herr Wolkenhaar erklärte,
dass die Einsatzleittechnik erneuert werden muss. In welchem Rahmen, ob Neubau,
Umbau und mit wie vielen Plätzen und welcher technischen Ausstattung muss über einen Gutachter bzw. Fachplaner
dargestellt werden. Das Ergebnis sollte dem Kreistag vorgestellt werden.
Herr Stoye
erläuterte, dass aus seiner Sicht eine qualifizierte Kostenschätzung vorliegt,
von einem Ingenieurbüro aus unserem Landkreis. Diese Kostenschätzung basiert
auf der Quadratmeterzahl, die die Leitstelle haben soll. Konkret war ein Neubau
angedacht. Die Kostenschätzung des Ingenieurbüros bezieht sich ganz konkret auf
diese Quadratmeter einschließlich aller Maßnahmen, bei jedem Bauvorhaben mit
Erschließungskosten etc. Zum Sicherheitsniveau erklärte er, dass es in
kommunalen Leitstellen gegenwärtig keine gesetzliche Regelung gibt. Durch den
Neubau sind 2 Sicherheitsstufen vorgesehen.
Herrn Nowak
missfiel, dass die Beschlussvorlage innerhalb eines Monats durchgewunken wurde.
Er kritisierte, dass der Sozial- und Gesundheitsausschuss nicht beteiligt war.
Das Verfahren war ihm wenig transparent. Der Gestaltungsspielraum des
Kreistages und seiner Ausschüsse wird auf ein Minimum runtergefahren. Das kann
nicht sein. Die Leitstellenproblematik ist eine wichtige Aufgabe der
Daseinsvorsorge und Pflichtaufgabe des Landkreises. Es wäre besser,
demokratischer und transparenter, wenn man sich hier in den Ausschüssen oder in
befristeten Arbeitsgruppen mit diesem Projekt intensiver beschäftigen könne.
Dann hätte man klären können, ob man das wirklich im Alleingang als Landkreis
betreiben sollte oder durchaus diese Aufgabe mit anderen Kreisen bündeln könne.
Den Einsatzkräften ist es egal, wie sie den Einsatz disponiert bekommen. Die
entscheidende Frage ist, dass es läuft. Das Statement der Wehrleiter kam für
ihn so rüber, als wäre es bestellt gewesen.
Herr Roi fragte, ob
es eine Sicherheitsstufe gibt oder nicht. Er bezog sich auf den Änderungsantrag
von Herrn Wolkenhaar und Herrn Nowak. Ihm ist nicht so richtig klar, was
gewollt ist. Aus seiner Sicht besteht hier zusätzlicher Bedarf an finanziellen
Mitteln. Seiner Meinung nach ist es ein Schaufensterantrag, der die eigentliche
Ziellinie, den Neubau zu verhindern, kaschieren soll. Er plädierte dafür, dass
sich der Kreistag hier heute deutlich dazu bekennt.
Herr Schulze
erklärte, dass die Mittel bereits bei der letzten Haushaltsdiskussion
freigegeben wurden. Wenn man die eigene Leitstelle retten will, muss neue
Technik vorhanden sein. Es wurden Varianten mitgeteilt, die entsprechend zur
Entscheidung beigetragen haben. Es ist transparent. Es muss leider neu gebaut
werden, aber Kernpunkt ist die Technik.
Herr Wolkenhaar
erklärte, dass niemand diese Leitstelle stilllegen möchte. Sein Antrag ist
weitergehend als der des Landrates. Er bezog sich auf die Ausführungen von
Herrn Stoye und fragte, wieviel Leitstellen dieses Ingenieurbüro bereits
geplant hat. Wieviel Vergabeausschüsse müssen durchgeführt werden, damit man
richtige Sicherheitstechnik hat, weil man keine Angebote und keine Fachberatung
bekommen habe. Wer hat den Boden untersucht und zu welchen Kosten?
Die nächste Frage ist das
Sicherheitskonzept. Welches möchte der Kreistag und welches die Verwaltung. Wir
brauchen eine Leitstelle, die funktioniert, die Sicherheitsschleusen hat und
die so geplant ist, dass sie auch zukünftig funktionieren kann. Die Frage ist,
ob die Technik jetzt schon bereitgestellt werden soll oder erst, wenn man sich
mit Dessau oder Wittenberg geeinigt hat. Er geht davon aus, dass wahrscheinlich
neu gebaut werden muss, er möchte es nur nicht festsetzen, das wird die
Fachplanung ergeben. Wieviel Plätze müssen vorher reinetabliert werden, welche
Fixkosten gibt es für die Leitstelle, was kann an die Krankenkassen abgerechnet
werden?
Herr Northoff
äußerte, dass man im Bauausschuss nicht nur die Leitstelle besichtigt, sondern
auch ausdrücklich Fragen zur Leittechnik gestellt und darüber abgestimmt hat.
Die Abstimmung war eindeutig, da bis auf 1 Enthaltung alle für die Vorlage
gestimmt haben. Wozu ein Fachplaner gebraucht wird, um den Boden zu untersuchen,
verstand er nicht. Es gibt ein Fachamt, welches sich ausdrücklich mit der Frage
der Leitstelle beschäftigt hat.
Herr Nowak erklärte
gegenüber Herrn Roi, dass niemand etwas verhindern möchte. Die Frage ist, wie
man damit umgeht. Ein Leitstellendisponent muss die Technik bedienen und diese
Technik muss zur Verfügung stehen.
Herr Urban
beantragte eine Pause von 5 Minuten.
Daraufhin wurde die Sitzung
unterbrochen.
Herr Gatter übernahm
die Sitzungsleitung.
Herr Urban
beantragte, den Punkt 2 im Beschlussvorschlag wie folgt zu ergänzen: „Der
Landrat wird ermächtigt, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, insbesondere
für die Aufgabe Fachplaner zu beauftragen, um den Fertigstellungstermin
(30.06.2024) einzuhalten.“
Herr Schulze
ergänzte den Punkt weiterhin: „… und regelmäßig im Bau-, Wirtschafts- und
Verkehrsausschuss über den Baufortschritt zu berichten.“
Herr Dittmann bat
darum, das Wort „Fachplaner“ zu präzisieren in „… der Erfahrungen im Bau mit
Einsatzleitstellen nachweisen kann“. Er trägt den Vorschlag von Herrn Urban
mit, aber nur mit diesem Zusatz.
Herr Gatter fragte,
ob die Ergänzungen so übernommen werden. Herr Schulze bestätigte es.
Herr Wolkenhaar
fragte, wie sich Herr Schulze die Beteiligung vom Kreistag vorstellt, da keine
Möglichkeit mehr besteht, im Ausschuss über die Planung selbst zu beraten.
Herr Schulze
äußerte, dass er aus diesem Grund die Berichtspflicht im Ausschuss mit in den
Beschlussvorschlag aufgenommen hat.
Herr Wolkenhaar
teilte mit, dass er den Änderungsantrag zurückzieht.
Die geänderte Vorlage 0181/2020 wurde einstimmig bestätigt.