Sitzung: 18.02.2021 Kreistag
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 32, Nein: 12, Enthaltungen: 3
Vorlage: BV/0264/2021
Der Kreistag beschließt die beiliegende Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2021.
Herr Wolpert erklärte,
dass hier ein Änderungsantrag der AfD-Fraktion vorliegt.
Zunächst informierte Herr Schulze anhand der als Anlage beigefügten Power-Point-Präsentation und Rede zum Haushalt über die Schwerpunkte zur Haushaltssatzung und Haushaltsplan für das Jahr 2021.
Herr Urban erklärte, dass
das letzte Jahr kreispolitisch geprägt war von Haushalt, Corona und
Gesundheitszentrum. Er dankte dem Landrat und seiner Verwaltung, besonders
Herrn Lucas und seinem Team der Kämmerei für die gute Zusammenarbeit. Herr
Urban ging auf die Schwierigkeiten in der Corona-Pandemie ein (Einstellung der
Gremienarbeit, Kontaktaufnahmen nur noch per Telefon oder Video möglich, etc.)
und dankte Frau Ludwig und ihren Mitarbeitern für die gute Arbeit im
Pandemiestab sowie Herrn Krüger und Kollegen für die gute Arbeit im
Impfzentrum. Beide Themen werden den Haushalt auch weiter beschäftigen und
belasten.
Er kritisierte, dass der Beteiligungsbericht sowie die Wirtschaftspläne erst
Anfang der Woche den Mitgliedern zugegangen waren und bat darum, dies in
Zukunft eher zu verschicken. Weiterhin kritisierte Herr Urban die
Ausschreibung- und Verfahrensweise der neuen Telekommunikationsanlage, hier
konnte in letzter Sekunde die Ausschreibung und der Haushalt gerettet werden –
ohne Kompromisse wäre dieser „Glückshaushalt“ nicht zustande gekommen.
Im Kreis- und Finanzausschuss wurden alle Budgets durch die Amtsleiter
oder Dezernenten vorgestellt und verteidigt, es wurden zahlreiche
Ansatzkürzungen besprochen und in der Folge auch umgesetzt.
Trotz der hohen Defizite im ersten Haushaltsplanentwurf wurde die vom Landrat
eingebrachte Kreisumlage in Höhe von 39,99 % bereits frühzeitig als kritisch und
folglich als zu hoch bewertet. Es gab ein Anhörungsverfahren mit den Kommunen,
aus dem politischen Raum wurde eine Senkung der Kreisumlage auf 39,1 % als
vertretbar angesehen. Seit Dezember drehten sich die „Sparmühlen“ weiter und
die Zahlen sind erwartungsgemäß verändert.
Die prozentuale Senkung von 42,9 % auf 39,1 % hat zur Folge, dass die
absolute Zahl der Kreisumlage, trotz der prozentualen Senkung um 1,5 Mio. € zum
Vorjahr ansteigt, nämlich von 63,61 Mio. € auf 65,13 Mio. €.
Zum Thema Investitionen:
Insgesamt plant der Landkreis im Haushalt Investitionen im Bau i.H.v.
23,5 Mio. €, ca. 87 % für
Hochbaumaßnahmen, lediglich 13 % für Tiefbaumaßnahmen. Die Fraktion
CDU-FDP fordert weiterhin mehr Investitionen im Straßenbau und bei den
Hochbaumaßnahmen mehr Flexibilität im Haushalt.
Mit diesem Haushaltsplan ist es nicht möglich, Schulden abzubauen. Das
aufgezeigte Defizit muss entweder durch Jahresvortrag oder durch Erhöhung der
Liquiditätskredite gedeckt werden.
Des Weiteren vermisst Herr Urban
ein Personalentwicklungskonzept. Seit 2018 ist im Stellenplan ein stetiger
Aufwuchs der VZÄ zu verzeichnen, in 2021 weist der Stellenplan insgesamt 818,2
Stellen aus, das macht eine Erhöhung zum Vorjahr um 11,15 Stellen. Die Fraktion
CDU-FDP fordert die Vorstellung eines Personalentwicklungskonzeptes in einer
der nächsten Kreis- und Finanzausschusssitzungen bzw. das Bekenntnis, dass erst
eines erstellt werden muss.
Weiterhin äußerte er Kritik, dass wir bei den Jahresabschlüssen immer
noch weiter hinterher hängen. Er bat den Landrat, die Abarbeitung der
Jahresabschlüsse weiter zu forcieren.
Die Fraktion CDU-FDP wird diesem Haushalt zustimmen.
Herr Roi äußerte, dass die
Zusammenarbeit mit der Verwaltung insgesamt positiv ist, Anfragen an die
Fachämter werden schnell beantwortet. Allerdings bemängelte er, dass gestellte
Fragen an den Landrat im Kreis- und Finanzausschuss in der Beantwortung zu
lange dauern oder nur unzureichend beantwortet werden.
Die Haushaltsberatungen sehen immer gleich aus, wir bekommen im September/Oktober
den ersten Entwurf, welcher ein sehr hohes Defizit ausweist um dieses dann in
den nachfolgenden Wochen Schritt für Schritt zu minimieren, um die
Kreistagsmitglieder dahin zu bringen, diesem Haushalt zuzustimmen. Nach dem
ersten Entwurf bis zur Beschlussfassung im Kreistag sind teilweise über 10 Mio.
€ Unterschied in den Ergebnissen, hier stellt sich die Frage, wie valide die
Zahlen eigentlich sind, die man als Kreistagsmitglied vorgelegt bekommt. Hier
wird zu Recht von den Bürgermeistern moniert, dass sich der Landkreis zu Lasten
der Kommunen entschuldet, über dieses Argument muss in den nächsten Jahren
diskutiert werden. Hier steht am Ende die Frage, ob der Spielraum zur Senkung
der Kreisumlage beim Kreis ausgeschöpft sei.
Zum Änderungsantrag Tierheim wurde von Herrn Böddeker gesagt, dass der
Landkreis nicht zuständig sei. Dies ist bekannt, allerdings gibt es nicht in
jeder Kommune ein Tierheim, letztes Jahr (bei Antragsstellung) gab es noch 3,
jetzt nur noch 2. Hier soll als Kreis Mittel zur Verfügung gestellt werden, da
die finanziellen Mittel nicht ausreichen.
Zur Telekommunikationsanlage sagte Herr
Roi, dass insbesondere die Aussage von Herrn Speer im Kreis- und
Finanzausschuss „das ist gestern erst aufgeploppt“ schon sehr verwundert. Es
sei ein Unding, dass die Kreistagsmitglieder konfrontiert werden, für diesen
Haushalt plötzlich 2,5 Mio. € (für den jetzigen 1 Mio. €) zur Verfügung
stellen. So funktioniert keine solide Haushaltsplanung, zumal die Verträge, die
Auslaufzeiten und die Folgen bekannt sind. Das kann nur als Totalversagen
bezeichnet werden.
Zum Thema Personal sei für die nächsten Jahre interessant, dem Kreistag
mehr Gestaltungsspielräume einzuräumen, denn im Stellenplan gibt es viele
Stellen, die am Ende aus verschiedenen Gründen nicht ausgefüllt sind. Hieraus
ergibt sich ein finanzieller Spielraum, den der Kreistag für andere Dinge
einsetzen würde.
Herr Roi erklärte, dass
die Fraktion AfD dem Haushalt nicht zustimmen wird.
Herr Sonnenberger bemängelte die
chronische Unterfinanzierung bei den Kommunen des Landkreises, den Städten und
Gemeinden. Weiterhin bemängelte er die Problematik der komplizierten Vorgänge
der Fördermittelvergabe und den Umgang (z.B. Digitalisierung in den Schulen und
STARK III Programm). Hier wird immer nur von einem zum anderen Punkt gesprungen
mit wenig strategischem Denken.
Die 1,6 Mrd. EUR, welche im FAG ausgeschrieben waren, sind nicht
ausreichend, dies ist vom Städte- und Gemeindebund permanent kritisiert worden.
Man spricht von einer Unterfinanzierung von mindestens 300 Mio. EUR für die
Stadt.
Es wird viel zu wenig Geld in die Werterhaltungsmaßnahmen, Gebäude und
Straßenbau gesteckt.
Bezüglich dem Erhalt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
forderte Herr Sonnenberger, dass
hier Informationen erfolgen, wie die Umsetzung der Personalsuche umgesetzt
wird.
Zum Haushaltsentwurf sprach er seinen Dank an die Kämmerei und die
Verwaltung aus. Man hat in zahlreichen, sehr langen Haushaltsberatungen im
Kreis- und Finanzausschuss zum Teil sehr detaillierte Fragestellungen
umfänglich und sachlich beantwortet bekommen. Allerdings konnten nicht so
richtig Einsparpotentiale beziffert werden.
Er kritisierte, dass erst in letzter Sekunde die Telefonanlage
eingebracht wurde. Gleichwohl gibt es keine Alternativen und er verwies darauf,
dass im Zuge der Digitalisierung im Landkreis noch ganz andere Kosten auf uns
zukommen, worüber dann über zusätzliche Mittel diskutiert werden wird.
Er wies darauf hin, dass mit dem Haushalt im Bereich der freiwilligen
Aufgaben (Kultur, Sport, etc.) das Geld in die Städte, Gemeinden, Vereine
fließen kann und hier die Arbeit (nach Corona) wieder aufgenommen wird. Das
sind Summen von ca. 9 Mio. €, welche auch vom hier zu beschließenden Haushalt
abhängig sind.
Zusammenfassend ist Herr
Sonnenberger der Meinung, dass wir hier einen Kompromiss vorliegen haben.
Er erklärte, dass die Fraktion Freie Wähler dem Haushalt zustimmen wird.
Herr Dittmann äußerte, dass hier eine bemerkenswerte Haushaltssatzung
vorliegt. Zum einen, weil es die letzte ist, die Landrat Uwe Schulze einbringt.
Zum anderen, weil im zur Satzung gehörenden Haushaltsplan eine bislang nicht
dagewesene Entlastung der Kommunalhaushalte bei den Kosten der Unterkunft durch
den Bund enthalten ist, sich diese aber nicht im Ergebnis widerspiegelt und
sogar in einer vom erzielten Betrag her höheren Kreisumlage mündet, auch wenn
der Umlagesatz mit zunächst 39,99 % und nun 39,1 % niedriger ist. Am Ende
zahlen die kreisangehörigen Gemeinden gegenüber 2020 insgesamt 1,5 Mio. € mehr.
Herr Dittmann kritisierte sehr, dass
man erst 11 Monate vor dem planmäßigen Aus des Computernetzwerkes und der
Telekommunikation der gesamten Kreisverwaltung erfährt und dann ein Lösungspaket
im Volumen von 2,5 Mio. € einschließlich einer europaweiten Ausschreibung
vorgesetzt bekommt. Nicht zu vergessen ist ein Teil der gefundenen Lösung, der
einen Zufluss von 891.149,69 € aus der Liquidation der BQP mbH in Liquidation
vorsieht. Herr Dittmann fragte, wie
wohl diese Reserve eingesetzt worden wäre, wenn nicht plötzlich akuter
Handlungsbedarf bestanden hätte?
Herr Dittmann
erklärte, dass die Diskussion um die Kreisumlage keine Petitesse ist. Im
Vorbericht des Haushaltsplanes wird deutlich, wie tiefgreifend die Auswirkungen
auf die Haushalte der kreisangehörigen Gemeinden sind. Andererseits beinhaltet
der Haushalt millionenschwere Investitionen in die Schulen im gesamten
Kreisgebiet. Auffällig sei, dass die Leistungen für Kinder und Jugendliche von
66,16 auf 68,96 Mio. € ansteigen, Tendenz weiterhin steigend. Genauso steigen
die notwendigen Ausgaben für Grundsicherung im Alter auf 7,34 Mio. €, auch wenn
dem Landkreis davon 6,9 Mio. € erstattet werden.
Die vorliegende Haushaltssatzung ist eine Kompromisslösung.
Die Fraktion SPD-Grüne wird
zumindest mehrheitlich dem Beschlussvorschlag zur Haushaltssatzung zustimmen.
Herr Maaß stellte fest, dass
der Haushalt und die Haushaltsdebatten von Beginn an unter einem schwierigen
Vorzeichen standen. Die Debatte zum Krankenhaus Bitterfeld-Wolfen und die
Ankündigung des Landrates, die Kosten über die Kreisumlage zu finanzieren,
sorgten für Aufregungen und der
Haushaltsentwurf entsprach diesen. Der erste Entwurf zeigte eine Kreisumlage
von 42,9 % an und wies ein großes Defizit auf; machte aber den Anschein, noch
ausreichend Reserven zu haben. Weiterhin kritisierte Herr Maaß, dass keine
tiefgreifende, inhaltliche Debatte stattfand, denn es wurde alles nur auf die
Beseitigung des Defizites und auf die niedrige Kreisumlage ausgerichtet.
Herr Maaß dankte allen Mitarbeitern
der Verwaltung, die an der Diskussion und der Vorbereitung der Unterlagen sehr
gute Arbeit geleistet haben.
Auch dieser Haushalt wird eine Vielzahl aufgestauter und dringend
notwendiger Aufgaben nicht erfüllen, dennoch werden insbesondere Bauaufgaben
oder Investitionen insgesamt in Angriff genommen oder fortgesetzt.
Sehr erfreulich ist, dass es zu keinem Zeitpunkt Forderungen gab,
freiwillige Aufgaben zu kürzen bzw. zu streichen. Die Finanzierung der
notwendigen Aufgaben für das Krankenhaus Bitterfeld-Wolfen für die nächsten
Jahre zu sichern, ohne die Haushalte 2021 und 2022 zu belasten, findet die
ungeteilte Zustimmung der Fraktion.
Die Diskussion um die Erneuerung der Telefonanlage der Kreisverwaltung
führte die Grenzen und Schwächen der Verwaltung auf. Die zukünftig zu
erwartenden Erlöse und die Auswirkungen der Corona-Krise lassen schon jetzt
wesentlich größere Probleme für die zukünftigen Haushalte erwarten.
Die Fraktion wird mehrheitlich dem Haushalt zustimmen.
Zum Änderungsantrag der AfD-Fraktion sagte Herr Maaß, dass seine Fraktion diesen ablehnen wird, da dieser
letztendlich nicht die Probleme löst. Es ist dringend notwendig, dass diese
Problematik an der Stelle diskutiert wird, wo letztendlich die
Verantwortlichkeiten liegen. Die personellen, finanziellen und
Immobilien-Probleme werden hierdurch nicht gelöst. Es besteht dringender
Handlungsbedarf, die Einrichtungen gleich zu behandeln. Es liegt in der
Verantwortung aller Kommunen, die für diese Aufgaben zuständig sind, dass die
Last nicht nur auf 3 Kommunen abgeladen werden kann.
Herr Wolkenhaar mahnte an, dass
in den Haushaltsdiskussionen nicht tief genug nach Kürzungen und Einsparungen
gesucht werden konnte, es wurden nur die großen Positionen angeschaut. Dinge,
die im Vergabeausschuss auf den Tisch kommen, hätte Herr Wolkenhaar gerne vorher im Kreistag besprochen und geklärt. In
Vorbereitung des nächsten Haushaltes möchte er gerne in die Tiefe gehen und
diese Dinge in den Ämtern und den Ausschüssen vorher schon besprochen haben.
Herr Loth äußerte sich zum
Änderungsantrag der AfD-Fraktion wie folgt:
Ja, jede Kommune ist für seine Tiere selbst verantwortlich, auch ist die
Drittmittelausstattung ein fester Bestandteil (Spenden, Veranstaltungen). Der
Antrag selber bezieht sich auf die Tiere im Kreis und ja, es ist keine
Pflichtaufgabe des Kreises, sich um Tiere und Tierheime zu kümmern. Auch die
Finanzierung von 120.000 € soll nicht nur die ehemals 3 Tierheime sein, es soll
auch als Finanzierung für Mittel vom Land da sein, die nicht abfließen. Die
Deckung wäre zum einen durch die Mehreinnahmen durch den Verkauf einer
Liegenschaft des Kreises und zum anderen durch die Trichinenschauen
gewährleistet.
Herr Wolpert fragte nach, dass
laut Antrag Fundtiere auf die Tierheime verlegt werden sollen, allerdings hat
Zerbst kein Tierheim mehr. Dürfte Zerbst dann keinen Zuschuss erhalten, weil
der Kreis die Stadt selbst nicht bezuschussen darf, d. h. die 120.000 € sollen
auf Köthen und Bitterfeld verteilt werden?
Herr Loth ist der Meinung, dass der
neue Tierschutzverein die Arbeit aufnimmt.
Herr Dittmann erklärte, dass
das Tierheim in der Stadt Zerbst bis 31.12.2020 von einem freien Träger
betrieben wurde (wurde jährlich von der Stadt Zerbst mit 120.000 €
bezuschusst), dieser hat den Vertrag einseitig gekündigt. Momentan wird das
Tierheim auf einer kommunalen Liegenschaft wieder aufgebaut und in Trägerschaft
bei der Stadt Zerbst weiter betrieben. Erteilt dann die Kreisverwaltung die
Betriebsgenehmigung und Baugenehmigungen, dann hat der Kreis wieder 3
Tierheime. Fundtiere werden zur Zeit in Partnerschaften mit Tierpensionen und
ehrenamtlicher Unterstützung untergebracht und diese Tiere konnten bisher auch
vermittelt werden.
Herr Roi beantragte, dass im
Änderungsantrag noch mit aufgenommen wird, dass die Mittel für die
Trichinenschau unter Sperrvermerk stehen unter der Bedingung, dass das Land die
Mittel übernimmt.
Herr Wolpert ließ über den
Änderungsantrag der AfD-Fraktion abstimmen mit dem Zusatz, dass ein
Sperrvermerk kommt für den Fall, dass die Trichinenmittel vom Land fließen.
Der Änderungsantrag wurde
mehrheitlich mit 12 Ja-Stimmen und
26 Gegenstimmen, bei 9 Enthaltungen, abgelehnt.
Die Vorlage 0264/2021 wurde mehrheitlich mit 32 Ja-Stimmen und 12 Gegenstimmen, bei 3 Enthaltungen, bestätigt.