Zu Beginn seiner Ausführungen informiert Herr Rößler über den aktuellen Sachstand zur Geflügelpest und teilt Folgendes mit:

 

Seit dem 10.01.2022 gibt es eine neue Risikoeinschätzung des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) hinsichtlich des HPAIV_H5 (hochpathogenes aviäres Influenza Virus mit Hämagglutinin Typ 5 = Virus klassische Geflügelpest).

 

Laut Mitteilung des FLI grassiert der Seuchenzug noch schlimmer als 2021.

Durch die Häufung der Fälle und die Großflächigkeit, mit der dieses Virus auftritt, ist die Bezeichnung nicht mehr epidemisch, sondern endemisch. Das heißt, mittlerweile scheint sich dieses Virus hier etabliert zu haben. Problematisch ist, dass die Wissenschaftler eine Dauerpräsenz in der Wildpopulation festgestellt haben und dadurch ein sehr hohes Risiko der Einschleppung eingeschätzt wird.

 

Momentan ist der Stand so, dass in der Europäischen Union über 750 Ausbrüche bei gehaltenem Geflügel mit 15 Mio. Stück betroffenen Tieren in 23 Ländern (siehe Anlage: Karte Map_AI_EU) zu verzeichnen sind. Besonders schwer betroffen sind das Vereinigte Königreich und Frankreich.

Momentan gibt es ein Massensterben von Wildvögeln an den Küstengebieten der Nord- und Ostsee. Kritisch ist, dass das Virus aktuell auch bei Säugetieren (z. B. Seehunden) nachgewiesen und auch eine Übertragung auf den Menschen möglich ist.

 

Aktuell ist die Lage so, dass das Virus bei Wildvögeln in 12 Bundesländern nachgewiesen ist und bisher über 50 Ausbrüche bei gehaltenem Geflügel registriert wurden. Die Schwerpunkte liegen auch hier an der Nordsee- und Ostseeküste (siehe Anlage: Karte Map_AI_D).

In Sachsen-Anhalt sind bisher der Kreis Wittenberg (Herbst 2021) und die Kreise Salzwedel und Stendal (2022) betroffen. Demzufolge ist in den Kreisen Salzwedel und Stendal bereits eine Stallpflicht verordnet worden. Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gibt es derzeit noch keine Stallpflicht.

 

Laut Beurteilung des FLI wird das Risiko des Auftretens HPAIV im Landkreis Anhalt-Bitterfeld als hoch eingeschätzt.

Problematisch wären hier die wirtschaftlichen Folgen für die im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ansässigen Betriebe, insbesondere für die Wimex Agrarprodukte mit einer sehr hohen Geflügeldichte (40 Farmen mit mehr als 10.000 Tieren und Brütereien) sowie für den Entenschlachthof in Reuden-Süd.

Bei der Wimex werden etwa 1,5  Mio. Stück Geflügel gehalten.

Im Landkreis macht das in Summe ca. 2 Mio. Stück Geflügel. 

 

Abschließend zu dieser Thematik geht Herr Rößler auf die technischen Bekämpfungsmaßnahmen bei Geflügelpest ein, teilt jedoch vorab mit, dass es diesbezüglich bereits am heutigen Morgen einen Austausch vor Ort bei der Wimex gab, gemeinsam mit dem Amtstierarzt und diversen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachbereiches Veterinärwesen und Verbraucherschutz (FB 39).

Herr Rößler teilt mit, dass bei diesem Gespräch über den Fall des Auftretens des HPAIV diskutiert wurde und welche Bekämpfungsmaßnahmen wie Sperrung, Beprobung, Desinfektion, Gewährleistung Tierwarenverkehr etc. ergriffen werden könnten.

Das ist allerdings nur mit einem begrenzten Personalbestand im Fachbereich 39 lösbar. Das heißt, sollten mehr als 2 Ausbrüche gleichzeitig auftreten, wird es problematisch, jedoch sei man momentan auch für diesen Fall auf der Suche nach Lösungen, so Herr Rößler.

 

Zuletzt bezieht sich Herr Rößler auf die in seinen Ausführungen erwähnten Anlagen (Kartenmaterial) und teilt mit, dass diese der Niederschrift als Anlage beigefügt werden.

 

Während der Berichterstattung aufkommende Fragen der Ausschussmitglieder wurden von

Herrn Rößler ausführlich beantwortet.

 

Im Anschluss kommt Herr Rößler auf die afrikanische Schweinepest (ASP) zu sprechen und

äußert an erster Stelle, dass hier nicht die Frage steht, ob die afrikanische Schweinepest in unserer Region auftritt, sondern wann dies geschieht.

 

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen erläutert Herr Rößler den aktuellen Stand, bringt aber vorab Folgendes in Erinnerung:

 

Die ersten Fälle der ASP traten im Jahr 2014 im Baltikum auf. Im September 2020 waren bereits erste Fälle in Deutschland in der Lausitz zu verzeichnen und im Jahr 2021 gab es mittlerweile 2.709 positive Fälle bei Schwarzwild.

Aktuell gibt es zum Ende Januar 2022 in Deutschland 218 befallene Wildschweine.

Heimtückisch an diesem Virus ist, dass es sehr lange virulent ist. Das heißt, es hält sich durchaus bis zu zwei Jahre im Boden und nutzt alle möglichen Verbreitungswege. Das ist daran erkennbar, dass ASP viele Länder übersprungen hat, wobei sich dann die Frage stellt, soll dieses Virus tatsächlich durch Wildschweine übertragen worden sein. Nein. Das Virus kann an Autoreifen anhaften oder mit Essensresten (z. B. Wildwurst) transportiert werden etc., was die ASP so gefährlich macht.

 

Finanziell wurden über den Zeitraum der letzten 9 Jahre durch den Landkreis hohe Investitionen in die materiell-technische Ausstattung für den Krisenfall (Tierseuchen) getätigt.

Es wurde Ausrüstung für mehr als 150.000,00 € angeschafft, die überwiegend beim Fachbereich 38 (BKR) in Bitterfeld eingelagert ist. Unter anderem wurden Reinigungsschaumbalken für PKW und LKW, Vorrichtungen zur elektrischen Tötung von Tieren, ein Zwangsstand mit Gatter, ein Allrad-PKW, Sattelauflieger und Abrollcontainer sowie mobile Duschzelte zur Dekontamination von Personen beschafft.

 

Des Weiteren wurde eine Sachverständigengruppe zur Bekämpfung der ASP gebildet. Diese setzt sich zusammen aus der Jägerschaft, des Bauernverbandes, der Tierärzteschaft, Vertretern der Verwaltung und dem Landrat.

 

Zum Schluss teilt Herr Rößler mit, dass man sich momentan Gedanken über den Ablauf mache,

z. B. ist auch eine Tierseuchenübung in Planung.

Außerdem informiert Herr Rößler, dass es in Deutschland ein Reviersystem gibt. Die Einrichtung einer Zone im ASP-Fall würde sich von rechtlicher Seite her als sehr problematisch gestalten und Konflikte wären vorprogrammiert. Da dies jedoch ein breit gefächertes Thema ist, geht Herr Rößler an dieser Stelle nicht weiter auf Details ein und bittet die Ausschussmitglieder für auftretende Fragen zu Wort.

 

Sämtliche Anfragen der Ausschussmitglieder wurden von Herrn Rößler ausführlich beantwortet.