Herr Hennicke erteilt Herrn Külz, Vorsitzender des Bauernverbandes Anhalt e.V. das Wort.          Herr Külz begrüßt alle Teilnehmer des Ausschusses und bedankt sich für die Einladung.

Herr Külz gibt einen Einblick in die Probleme der Landwirtschaftsproduktion:

Die enorme Erhöhung der Diesel-Preise schlagen bei den Frühjahrsbestellungen zu Buche, die Düngemittelpreise sind um das Drei- bis Vierfache gestiegen, so dass die Betriebe teilweise überlegen mussten, inwieweit die Düngung noch und wenn ja, in welchem Maße, durchgeführt werden kann. Dies wird natürlich auch die Menge und auch die Qualität der Ernte beeinflussen.

Die Betriebe in der Landwirtschaft werden von den erhöhten Preisen auf dem Weltmarkt nicht profitieren können. Im Dezember 2021 kostete die Tonne Weizen 280 Euro.

Im Moment kostet die Tonne schon 400 Euro.

Ebenfalls sind die Futtermittelpreise stark gestiegen. Im Landkreis sind sehr wenige Betriebe, welche Milch produzieren, tatsächlich mussten sich Betriebe schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen dafür entscheiden, die Produktion einzustellen. Auch bei den Schweinezuchtbetrieben verhält es sich nicht anders, zzt. existieren noch vier von zwanzig Betrieben. Grund dafür ist neben den gestiegenen Preisen auch das Mitarbeiter-Problem. Neue Mitarbeiter zu finden ist sehr schwierig, viele Leute, welche in Rente gehen, können nicht ersetzt werden, weiterhin ist die Attraktivität des Berufes doch eher gering (keine geregelten Arbeitszeiten, Wochenendtätigkeit). Viele Betriebe müssen sich von einigen Produktionsrichtungen gänzlich verabschieden.

Erschwerend kommt dazu, dass immer mehr Normen und Richtlinien einzuhalten sind, deren Umsetzung auch finanziell nicht mehr zu verwirklichen ist.

Die Tierproduktion ist für die Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft extrem wichtig, z. B. für die Düngererzeugung. Tiere sind sowohl als Nahrungsmittel wichtig als auch zur Nebenproduktegewinnung.

Insgesamt bessere Rahmenbedingungen und eine höhere Vergütung wären dringend notwendig.

Selbstversorgung, gerade in der Ukraine-Krise, ist erstrebenswert. Wäre generell möglich, wenn auch Stilllegungsflächen mit genutzt werden könnten.

5 % der Nutzungsflächen sollen für ökologische Flächen stillgelegt werden. Diese Flächen hätte man für die Bestellung mit Getreide nutzen können. Dabei wäre es wichtig, die Versorgungssicherheit für unsere Bevölkerung und auch für andere Länder, bei denen die Gegebenheiten nicht so günstig sind, herzustellen, z.B. Afrika, das von dem Getreide aus der Ukraine und Russland gelebt hat.

Zudem spielt der Pflanzenschutz eine große Rolle, damit auch weiterhin hohe Qualitäten entstehen. Bei den gestiegenen Preisen wird auch Pflanzenschutz zunehmend schwieriger.

Erschwerend kommt die bereits wieder eingesetzte Trockenheit hinzu.

Die dauerhafte und konsequente Nutzung der Biogasanlagen stagniert. Es kann nur eine bestimmte Menge an Gas produziert werden. Diese Bemessungsgrundlage müsste aufgelöst werden dann wäre genügend Strom aus den eigenen Ressourcen verfügbar. Die eigenen Ressourcen lässt man zzt. teilweise brach liegen.

Das nächste Problem ist der Mindestlohn, dieser steht ab Oktober an. Für viele handarbeits-reiche Betriebe ist dies voraussichtlich der Anlass, die Produktion einzustellen.

Zusätzlich muss das eigene Eigentum geschützt werden, es können nicht immer mehr Flächen stillgelegt und kein Geld mehr damit verdient werden.

Weitere Themen sind natürlich der Klimaschutz und das Wolf-Problem.

Unmöglich ist es jede landwirtschaftliche Fläche einzuzäunen und somit die Tiere vor Wolfsrissen zu schützen. Viele Tierhalter melden daher Wolfsangriffe nicht mehr, da dies ein aussichtslosen Verfahren bedeutet.

Herr Külz bedankt sich für die Aufmerksamkeit und teilt abschließend mit, dass durch den Landrat die Bildung eines Kompetenzzentrums vorgeschlagen wurde, welches sich mit den Problemen in der Landwirtschaft und deren Einstellung beschäftigt.

               

Herr Hennicke bedankt sich für die Ausführungen und erkundigt sich, bevor er das Wort an die große Runde gibt, wie lange die Preise gebunden sind, und wer die Abnehmer sind, regionale oder bundesweite?

Herr Külz antwortet, dass dies grundsätzlich verschieden sei. Bei der Milch ist es so, dass längere Vertragsbindungen mit den Molkereien bestehen, der Preis wird monatlich von der Molkerei festgelegt. Landwirte haben bei der Preisfindung kaum Mitspracherecht.

Beim Schwein wird der Durchschnittspreis in Hannover nach Bedarf ermittelt. Die Schlachthöfe hier und in Norddeutschland richten sich danach. Der Preis wird monatlich, sogar wöchentlich neu festgelegt.

Bei Getreide wird der Preis nur einmal im Jahr durch große Händler festgelegt. Da besteht die Entscheidungsfreiheit, auf den Preis einzugehen.

In diesem Zusammenhang erläutert Herr Külz die momentane Situation der Hofläden. Derzeit neigen die Einwohner unserer Region zu preiswerteren Produkten.

Herr Schlegel erkundigt sich, wie hoch ist die aktuelle Wirtschaftsgrenze, welche in der Biogasanlage produziert werden darf?

Herr Külz teilt mit, dass ein Jahresbudget an KW besteht, bei der Agrargenossenschaft Löberitz e. G. sind dies ca. 4,3 Mio KW, welche man einspeisen darf.

Herr Külz erläutert, welchen Kontrollen und Prüfungen eine Biogasanlage standhalten muss,

um ein Nachhaltigkeitszertifikat zu erhalten.

Herr Wallwitz erkundigt sich, bei wie viel Prozent der Firmen der Gewinn aus der

 Ernte schon vorher für Betriebsmittel/Anschaffungen belastet ist.

Herr Külz kann dazu keine genauen Angaben machen.

Herr Schildt erkundigt sich zum Thema Biogasanlage, durch wen die Gaserzeugungsgrenze festgelegt wird.

Herr Külz teilt daraufhin mit, dass vom Verein die Grenze festgelegt wird, wieviel man produzieren darf.

Auf Herrn Hennickes Frage, ob ein Zielkonflikt zwischen Flächen, welche zur Nahrungsmittelversorgung und Flächen, welche zur Verwendung für die Biogasanlage genutzt werden, besteht, antwortet Herr Külz folgendermaßen:

In der Zörbiger Agrargenossenschaft ist eine Anlage in Betrieb, welche nur mit nachwachsenden Rohstoffen (Mais, Getreide) unterhalten wird. Deutschlandweit werden 1 Million Hektar Mais für Biogasanlagen angebaut. Der Anbau von Mais ist äußerst nützlich, er sorgt für eine vielfältige Fruchtfolge, Mais produziert großzügig Sauerstoff. In der Agrargenossenschaft Zörbig macht der Anbau von Mais ca. 20 % der Fläche aus. Eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung besteht momentan nicht, man könnte auch teilweise diesen Mais als Nahrungsmittel bzw. Futtermittel verwenden.

Herr Wallwitz fragt nach der Anzahl der vorhandenen Biohöfe in Sachsen-Anhalt und erkundigt sich außerdem nach der Anzahl der Mitglieder des Bauernverbandes.

Herr Külz erläutert, dass einige Bauern sich nicht im Bauernverband organisieren möchten, des Weiteren gibt es noch den Bauernbund oder die Organisation der freien Bauern.

Insgesamt 60.000 Hektar sind im Bauernverband gebunden, das sind ca. 150 Betriebe im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Als Motivation wurden von staatlicher Seite 400 Euro pro Hektar Öko-Prämie versprochen. Die Agrargenossenschaft Zörbig e.G. hat selbst einen Ökohof in Salzfurtkapelle von ca. 400 Hektar Größe gegründet. Der Absatz der Bioprodukte war letztendlich jedoch schwierig. Es bedarf einer dreijährigen Umstellungsphase bevor die Produkte tatsächlich als Bio-Produkte verkauft werden dürfen. Jetzt ist der Ökohof in Salzfurtkapelle komplett umgestellt, die Bio-Förderung fällt weg. Ab 2023 wird die Agrargenossenschaft Zörbig e.G. wieder nur konventionell produzieren. Dabei wird der Gewinn voraussichtlich höher ausfallen als bei der Öko-Produktion.

Auch ist der Markt für die Bio-Produkte nicht vorhanden, die Bürger wollen dafür nicht zusätzlich Geld zahlen. Betriebe, welche auf Öko umgestellt haben, werden teilweise wieder zurückgehen.

Herr Wallwitz möchte wissen, ob die 400 Euro pro Hektar für die Förderung der Biohöfe aus dem Landeshaushalt kamen.

Herr Külz bestätigt, dass diese Förderung in Sachsen-Anhalt ausgezahlt wurde, in anderen Bundesländern gab es diese Mittel nicht.

Herr Loth erwähnte hierzu, dass diese Förderung, das Ziel, ökologische Produktion anzukurbeln, erreicht hat. In Anbetracht dessen, was von der EU diesbezüglich noch kommen wird, werden wir noch auf 30 % Öko kommen müssen. In anderen Ländern wurde dies mit der Öko-Prämie ähnlich praktiziert. Die Mittel für die Fördermittel setzten sich aus Resten

von Fördermitteln aus der EU zusammen. Die Befürchtung, dass sich die Umstellung nach Ablauf des Verpflichtungszeitraums verflüchtigt, bestand für ihn schon von vornherein.

Letztendlich ist hier auch der Markt nicht gegeben, und es stellt sich die Frage, ob diese Fördermittel anderweitig nicht nützlicher gewesen wären.

Herr Külz informiert, dass z. Bsp. die Milchproduktion auf Hof Pfaffendorf komplett auf Bio umgestellt wurde, die Bio-Milch konnte nicht regional veräußert werden, mehr Absatz als für zwei Tage in der Woche ist nicht vorhanden. Der Großteil der Bio-Milch wird bis Berlin verkauft.

Herr Wallwitz meldet sich zu Wort und möchte wissen, ob im Bauernverband auch Gemüsebauern organisiert sind. Gibt es ein Programm, wo Gemüsebauern in Anhalt-Bitterfeld forciert werden?

Nach Auskunft von Herrn Külz wird es in Zukunft aufgrund der Arbeitskräftesituation und der Mindestlohndiskussion eher weniger Gemüsebauern geben.

Herr Loth äußert sich zur schlechten Allgemeinsituation der Gemüsebauern. Er erläutert die Problematik der Saisonarbeitskräfte. Der Aufwand ist weitaus höher als letztendlich der Gewinn.