Herr Haferkorn, FB 07 - Leiter der Stabsstelle Zentrales Fördermittelmanagement, teilte den aktuellen Stand

der Entwicklung der Jugendberufsagentur Anhalt-Bitterfeld wie folgt mit:

 

Die Bundesregierung hat vor mehr als 10 Jahren entschieden, dass in allen Kreisen und kreisfreien Städten Jugendberufsagenturen etabliert werden.

In Sachsen-Anhalt begann der aktive Umsetzungsprozess je nach Gebietskörperschaft ab 2016 mit dem Projekt "Regionales Übergangsmanagement Sachsen-Anhalt (RÜMSA)". Dieses Projekt läuft am 30.06.2022 aus. In dieser Zeit wurde eine Berufsagentur errichtet und ist eine von 353 Kooperationsbündnissen deutschlandweit, 
d. h. innerhalb der 10 Jahre wurden ungefähr 90 % aller Landkreise und kreisfreien Städte mit Jugendberufsagenturen abgedeckt.

 

Ziel der Jugendberufsagenturen ist es, den Jugendlichen im Berufs- und Orientierungsprozess in den Abschlussjahrgängen soweit zu begleiten, dass möglichst eine passgenaue Ausbildung gefunden wird. Dies erfolgt in Kooperation mit der Agentur für Arbeit, mit dem Jobcenter und dem Jugendamt.

Bei einer Vertragslösungsquote in den Ausbildungsberufen von 33 % in Anhalt-Bitterfeld sieht man hier noch erheblichen Handlungsbedarf. Das heißt, ungefähr 1/3 aller Ausbildungen werden entweder abgebrochen, oder gelöst.

 

Die Jugendberufsagenturen hatten in den letzten Jahren Kooperationen aufgebaut.

Unter anderem wurde eine physische Anlaufstelle in der Fritz-Brand-Straße in Zerbst geschaffen, wo sich die Jugendlichen direkt vor Ort hinwenden können. Zudem gibt es ein digitales Angebot der Jugendberufs-agenturen. Diese Homepage wird zurzeit in Zusammenarbeit mit der Freien Schule Anhalt Köthen überarbeitet.

 

Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren diverse Teilprojekte gestartet:

         Projekt „Beruf“ zur Aktivierung von schwer erreichbaren Eltern,

         Kostenlose Erlebniscamps inkl. Berufsorientierung mit einheimischen Wirtschaftsunternehmen,

         Kompetenzagentur (Re-Start) in Bitterfeld zur Abdeckung von Brennpunktvierteln,

         20 regionale Ausbildungsvideos mit Schülern und Wirtschaftsunternehmen.

 

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld wird ab dem 01.07.2022 eine koordinierende Personalstelle in Vollzeit weiterführen. Die Jugendberufsagentur läuft zunächst für 3 Jahre in Kooperation mit der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und dem Jugendamt. Dies ist eine 1/3 Finanzierung der jeweiligen Rechtskreise, d. h. der Landkreis zahlt 1/3 der Personal- und Sachkosten.

 

Herr Haferkorn berichtete über die weiteren grundlegenden Aufgaben wie folgt:

         Durchführung von Veranstaltungen, Schulungen, Fachtagungen, Workshops, Aktionstagen, Fachgruppen,

         stärkerer Fokus auf Öffentlichkeitsarbeit und Marketingaktivitäten, z. B. Businessgrillen in Jugendclubs (freiwillig, keine Pflichtveranstaltung),

         Kontrolle und Qualitätssicherung der Leistungserbringung durch Projektträger,

         weitere Stärkung der Zielgruppenbeteiligung (Befragungen etc.),

         interne Evaluationen und regelmäßige Berichterstattung gegenüber den Gremien,

         Netzwerkarbeit,

         Bereitstellung von kostenlosen Hilfsmitteln beispielsweise Azubi-Heft, Flyer, kostenlose Schulplaner für Abschlussklassen, Ordner.

 

Im Anschluss daran wollte Frau Zoschke wissen:

1.     Wie viel Mitarbeiter der jeweiligen Kooperationspartner für die Jugendberufsagentur stehen zur Verfügung?

2.     Wie sieht die Problemlage an der Schnittstelle zwischen Jugendamt und dem Bereich Arbeit aus?

3.     Wie sollen die Jugendlichen zukünftig, insbesondere in den nächsten drei Jahren mit einbezogen werden?

 

Herr Haferkorn teilte mit, dass er eine genaue Zahl der zur Verfügung stehenden Mitarbeiter der Agentur für Arbeit in der heutigen Sitzung nicht benennen kann. Seitens des Jobcenters (KomBA) stehen am Standort Zerbst zwei Mitarbeiterinnen zur Verfügung.

Zur Frage bzgl. des Jugendamtes teilte Herr Haferkorn mit, dass es regelmäßige Zusammenkünfte/Gespräche zwischen den jeweiligen Rechtskreisen und Arbeitsgruppen gibt und auch die anfänglichen Probleme soweit mit dem Jugendamt gelöst wurden.

Eine Mitarbeiterin des LK Anhalt-Bitterfeld nimmt die Öffentlichkeits- und Marketingaktivitäten wahr. Die Mitarbeiter(innen) werden regelmäßig in den Jugendclubs/Schulen und in den Jugendgremien präsent sein, so dass man im ständigen Kontakt mit den Jugendlichen und ihren Problemen ist.

 

Zum inhaltlichen Problem zwischen dem Jugendamt und dem Bereich Arbeit teilte Herr Haferkorn mit, dass die Jugendberufsagentur versucht, Jugendliche in Ausbildung zu bringen. Das ist das erste primäre Ziel. Demgegenüber stehen Jugendliche die gut integriert sind und wiederum Jugendliche die sich mit starken Problemen auseinandersetzen müssen (Gewalt innerhalb der Familie, Sucht-, und Alkoholprobleme sowie Schulden und Wohnungslosigkeit) und das ist die Schnittstelle des Jugendamtes, bevor die Jugendlichen überhaupt so weit sind, um in ein Praktikum oder vielleicht in ein Leistungssystem zurückgeführt werden können.

 

Herr Loth meldete sich zu Wort und wollte wissen, ob die Angebote des RÜMSAs trotz des Übergangs in die Jugendberufsagentur bestehen bleiben?

Hierzu teilte Herr Haferkorn mit, dass die Jugendberufsagentur auch jetzt schon Teil des RÜMSA-Projektes ist und die Aufgaben vollumfänglich in die Jugendberufsagentur mit übergehen. Eine neue Richtlinie des Landes (Regioaktiv-Richtlinie) wird derzeit erarbeitet.