Sitzung: 17.05.2022 Bildungs- und Sportausschuss
Herr Haferkorn, FB 07 - Leiter der Stabsstelle Zentrales
Fördermittelmanagement, teilte den aktuellen Stand
der Entwicklung der Jugendberufsagentur Anhalt-Bitterfeld wie folgt mit:
Die Bundesregierung hat vor mehr als 10 Jahren entschieden, dass in allen
Kreisen und kreisfreien Städten Jugendberufsagenturen etabliert werden.
In Sachsen-Anhalt begann der aktive Umsetzungsprozess je nach
Gebietskörperschaft ab 2016 mit dem Projekt "Regionales
Übergangsmanagement Sachsen-Anhalt (RÜMSA)". Dieses Projekt läuft am
30.06.2022 aus. In dieser Zeit wurde eine Berufsagentur errichtet und ist eine
von 353 Kooperationsbündnissen deutschlandweit,
d. h. innerhalb der 10 Jahre wurden ungefähr 90 % aller Landkreise und
kreisfreien Städte mit Jugendberufsagenturen abgedeckt.
Ziel der Jugendberufsagenturen ist es, den Jugendlichen im Berufs- und
Orientierungsprozess in den Abschlussjahrgängen soweit zu begleiten, dass
möglichst eine passgenaue Ausbildung gefunden wird. Dies erfolgt in Kooperation
mit der Agentur für Arbeit, mit dem Jobcenter und dem Jugendamt.
Bei einer Vertragslösungsquote in den
Ausbildungsberufen von 33 % in Anhalt-Bitterfeld sieht man hier noch
erheblichen Handlungsbedarf. Das heißt, ungefähr 1/3
aller Ausbildungen werden entweder abgebrochen, oder gelöst.
Die Jugendberufsagenturen hatten in den letzten
Jahren Kooperationen aufgebaut.
Unter anderem wurde eine physische Anlaufstelle in
der Fritz-Brand-Straße in Zerbst geschaffen, wo sich die Jugendlichen direkt
vor Ort hinwenden können. Zudem gibt es ein digitales Angebot der
Jugendberufs-agenturen. Diese Homepage wird zurzeit in Zusammenarbeit mit der
Freien Schule Anhalt Köthen überarbeitet.
Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren diverse
Teilprojekte gestartet:
−
Projekt „Beruf“ zur
Aktivierung von schwer erreichbaren Eltern,
−
Kostenlose
Erlebniscamps inkl. Berufsorientierung mit einheimischen
Wirtschaftsunternehmen,
−
Kompetenzagentur
(Re-Start) in Bitterfeld zur Abdeckung von Brennpunktvierteln,
−
20 regionale
Ausbildungsvideos mit Schülern und Wirtschaftsunternehmen.
Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld wird ab dem
01.07.2022 eine koordinierende Personalstelle in Vollzeit weiterführen. Die
Jugendberufsagentur läuft zunächst für 3 Jahre in Kooperation mit der Agentur
für Arbeit, dem Jobcenter und dem Jugendamt. Dies ist eine 1/3
Finanzierung der jeweiligen Rechtskreise, d. h. der Landkreis zahlt 1/3
der Personal- und Sachkosten.
Herr Haferkorn berichtete über die weiteren grundlegenden
Aufgaben wie folgt:
−
Durchführung von
Veranstaltungen, Schulungen, Fachtagungen, Workshops, Aktionstagen,
Fachgruppen,
−
stärkerer Fokus auf
Öffentlichkeitsarbeit und Marketingaktivitäten, z. B. Businessgrillen in
Jugendclubs (freiwillig, keine Pflichtveranstaltung),
−
Kontrolle und
Qualitätssicherung der Leistungserbringung durch Projektträger,
−
weitere Stärkung
der Zielgruppenbeteiligung (Befragungen etc.),
−
interne
Evaluationen und regelmäßige Berichterstattung gegenüber den Gremien,
−
Netzwerkarbeit,
−
Bereitstellung von
kostenlosen Hilfsmitteln beispielsweise Azubi-Heft, Flyer, kostenlose
Schulplaner für Abschlussklassen, Ordner.
Im Anschluss daran
wollte Frau Zoschke wissen:
1.
Wie viel
Mitarbeiter der jeweiligen Kooperationspartner für die Jugendberufsagentur
stehen zur Verfügung?
2.
Wie sieht die
Problemlage an der Schnittstelle zwischen Jugendamt und dem Bereich Arbeit aus?
3.
Wie sollen die
Jugendlichen zukünftig, insbesondere in den nächsten drei Jahren mit einbezogen
werden?
Herr Haferkorn teilte mit, dass er eine genaue Zahl der zur
Verfügung stehenden Mitarbeiter der Agentur für Arbeit in der heutigen Sitzung
nicht benennen kann. Seitens des
Jobcenters (KomBA) stehen am Standort Zerbst zwei Mitarbeiterinnen zur
Verfügung.
Zur Frage bzgl. des
Jugendamtes teilte Herr Haferkorn mit, dass es regelmäßige
Zusammenkünfte/Gespräche zwischen den jeweiligen Rechtskreisen und
Arbeitsgruppen gibt und auch die anfänglichen Probleme soweit mit dem Jugendamt
gelöst wurden.
Eine Mitarbeiterin
des LK Anhalt-Bitterfeld nimmt die Öffentlichkeits- und Marketingaktivitäten
wahr. Die Mitarbeiter(innen) werden regelmäßig in den Jugendclubs/Schulen und
in den Jugendgremien präsent sein, so dass man im ständigen Kontakt mit den
Jugendlichen und ihren Problemen ist.
Zum inhaltlichen
Problem zwischen dem Jugendamt und dem Bereich Arbeit teilte Herr Haferkorn
mit, dass die Jugendberufsagentur versucht, Jugendliche in Ausbildung zu
bringen. Das ist das erste primäre Ziel. Demgegenüber stehen Jugendliche die
gut integriert sind und wiederum Jugendliche die sich mit starken Problemen
auseinandersetzen müssen (Gewalt innerhalb der Familie, Sucht-, und
Alkoholprobleme sowie Schulden und Wohnungslosigkeit) und das ist die
Schnittstelle des Jugendamtes, bevor die Jugendlichen überhaupt so weit sind,
um in ein Praktikum oder vielleicht in ein Leistungssystem zurückgeführt werden
können.
Herr Loth meldete sich zu Wort und wollte wissen, ob die
Angebote des RÜMSAs trotz des Übergangs in die Jugendberufsagentur bestehen
bleiben?
Hierzu teilte Herr Haferkorn mit, dass die Jugendberufsagentur auch jetzt schon Teil des RÜMSA-Projektes ist und die Aufgaben vollumfänglich in die Jugendberufsagentur mit übergehen. Eine neue Richtlinie des Landes (Regioaktiv-Richtlinie) wird derzeit erarbeitet.