Zu Beginn dieses Tagesordnungspunktes gibt Herr Hippe noch einmal einen zusammenfassenden Rückblick zur Gesamtsituation im öffentlichen Personennahverkehr.

 

Die Frage zum aktuellen Stand im Jahr 2023 und ob damit gerechnet werden muss, dass wieder ein Defizit entsteht wie 2022, war bereits ein Stück weit Gegenstand in der vorletzten Sitzung des BWV-Ausschusses. Mit der Einführung des Deutschlandtickets ist jedoch eine deutlich andere Situation entstanden, so Herr Hippe.

 

Dazu und wie sich die Daten des Verkehrsunternehmens darstellen, wird Herr Watzke im Folgenden entsprechende Aussagen treffen.

 

Nach diesen einleitenden Worten bittet Herr Northoff Herrn Watzke zu Wort.

 

Herr Watzke, Kaufmännischer Leiter / Prokurist der Vetter GmbH, begrüßt die Anwesenden und bedankt sich für die Einladung.

 

Zunächst informiert Herr Watzke zur organisatorischen und betrieblichen Ausgangssituation und teilt Folgendes mit:

 

Gegenwärtig steht das Verkehrsunternehmen vor immensen Herausforderungen in Bezug auf den Fachkräftemangel, welcher auch in den nächsten Jahren massive Schwierigkeiten mit sich bringen wird. Das ist ein grundsätzliches Problem im ÖPNV. Aktuell fehlen deutschlandweit ca. 5.000 Busfahrer-/innen; bis 2030 sind bis zu 90.000 unbesetzte Stellen zu erwarten.

 

In den letzten Monaten / Jahren wurden Maßnahmen ergriffen, die das Verkehrsunternehmen auch im Vergleich zu anderen Regionen in eine gute Ausgangssituation bringen. Zum einen betrifft dies die Umstellung auf Anrufbus und zum anderen die gezielte Betrachtung, wo es Einsparpotential gibt wie z. B. welche Fahrten im festen Linienverkehr zwingend notwendig sind und welche nicht.

 

Durch die Änderungen im Personenbeförderungsgesetz konnten gewisse Maßnahmen ergriffen werden. Dazu zählen Veränderungen im festen Linienverkehr und die Einführung des AnrufbusFlex.

 

Bereits Mitte letzten Jahres wurde dem Aufgabenträger ein voraussichtliches Defizit in Höhe von 2,3 Mio € angezeigt.

 

Eine aktualisierte Prognose nach verkehrlichen Anpassungen ergab, dass zum 01.04.2023 ein Defizit von ca. 1.6 Mio € zu verzeichnen war.

 

Eine bedarfsgerechte Reduzierung des Angebotes, sprich: die Einstellung von Fahrten mit geringer / keiner Nachfrage und die Reduzierung der Verkehrsleistungen im festen Linienverkehr sowie die Einführung des AnrufbusFlex als flächendeckendes On-Demand-Angebot haben die Erwartungen in Hinsicht auf Fahrgäste und kostenerlösseitige Auswirkungen weit übertroffen.

 

Demzufolge lautet die aktuelle Prognose, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass der Kreishaushalt durch die Nichtinanspruchnahme zusätzlicher Satzungsmittel in Höhe von mindestens 1,6 Mio. € nicht belastet wird. Das heißt, für das Jahr 2023 ist keine Unterkompensation zu verzeichnen.

 

Aktuell muss davon ausgegangen werden, dass der positive Sondereffekt auf der Einnahmeseite nicht ins Jahr 2024 übertragbar ist. Die finale Prognoserechnung 2024 wird zum 30.11.2023 an den Landkreis im Rahmen der allgemeinen Vorschrift gereicht.

In Bezug auf die Kosten-Erlös-Rechnung 2024 wird derzeit prognostiziert, dass sich aufgrund der weiterhin hohen und steigenden Kosten und aktuell keiner weiteren geplanten verkehrlichen Reduzierung ein Defizit von ca. 1,6 – 2,0 Mio. € ergibt.

 

Im weiteren Verlauf seiner Berichterstattung erklärt Herr Watzke, dass die Umsetzung weiterer Maßnahmen unbedingt diskutiert werden sollte und / oder gewährleistet sein muss, dass dadurch eventuell entstehende Defizite entsprechend ausgeglichen werden.

 

Zum Beispiel sei der Wunsch seitens der Schüler mit Schüler-Regio-Card sehr groß, auch während der Schulzeiten den AnrufbusFlex nutzen zu können.

Auch das Verkehrsunternehmen würde dies befürworten, allerdings wäre das nur möglich, wenn der für den AnrufbusFlex aktuell bestehende und sehr niedrigschwellig eingeführte Tarif, angehoben wird.

Diesbezüglich besteht zweifelsohne Handlungsbedarf, da die Nachfrage stetig steigt; insbesondere dann, wenn Schüler versuchen wollen, den Schülerverkehr zu umgehen.

 

Des Weiteren muss tatsächlich ein Diskussionsaustausch hinsichtlich weiterer Kosteneinsparmaßnahmen im festen Linienverkehr stattfinden; gegebenenfalls in den Bereichen, wo aktuell mehr angeboten wird, als in anderen Regionen. Das können zum Beispiel Einsparungen von Fahrten über die bereits reduzierten Fahrten hinaus sein oder aber auch die Einstellung der dritten oder vierten Schulrückfahrt, wo in anderen Regionen eindeutig nach zwei Fahrten Schluss ist.

 

Abschließend gibt Herr Watzke noch einen kurzen Einblick darüber, was das Verkehrsunternehmen außerdem unternimmt, um Erlöse zu steigern.

 

Dabei geht es unter anderem um das Thema Buswerbung.

 

Eine Auswertung der diesbezüglichen Einnahmen in den Jahren 2021, 2022, 2023, hier nur für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld, ist in der beigefügten PPT ersichtlich.

Das heißt, die Einnahmen aus der Buswerbung haben sich in den letzten Jahren stetig gesteigert und sind natürlich auch im Überkompensationsnachweis unter Position 3 „Sonstige Einnahmen im Zusammenhang mit ÖPNV“ abgebildet.

 

Im Übrigen finden sich alle Einnahmen, die irgendwie im Kontext mit der Verkehrserbringung im Landkreis Anhalt-Bitterfeld stehen, in diesem Überkompensationsnachweis wieder, so Herr Watzke.

 

Herr Watzke bedankt sich für die Aufmerksamkeit und hofft, einen ausreichenden Überblick zur aktuellen Situation 2023 und zur Prognose 2024 im öffentlichen Personennahverkehr gegebenen zu haben.

 

Auch hier werden alle aufkommenden Fragen der Ausschussmitglieder während der sich anschließenden umfangreichen Diskussion von Herrn Watzke, Herrn Hippe und Herrn Eichelberg ausführlich beantwortet; Anmerkungen werden zur Kenntnisgenommen.

 

Die Power-Point-Präsentation ist der Niederschrift als Anlage 5 beigefügt.