Sitzung: 14.07.2015 Bau-, Wirtschafts-, Verkehrs-, Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss
Beschluss: abgelehnt
Abstimmung: Ja: 2, Nein: 2, Enthaltungen: 2
Vorlage: BV/0212/2015
Herr Böhm fragt Herrn Hippe,
weshalb der Beschlussantrag heute auf dem Tisch ist.
Es gab bereits im Ausschuss
und auch im Kreistag eine Informationsveranstaltung, wo nicht herauszuhören
war, dass der Landkreis dem Verein beitreten möchte. Weshalb dieser
Beschlussantrag jetzt im Bau,- Wirtschafts- und Verkehrsausschuss behandelt
werden soll möchte Herr Böhm wissen.
Herr Hippe teilt dazu mit,
dass es zu dieser Beschlussvorlage für den Kreistag in Abstimmung des Landrates
mit den entsprechenden Fraktionen gekommen ist. Es ist eine Pflicht, dass der
Fachausschuss jetzt in dieser Form den Beschlussantrag zur Kenntnis bekommt,
vorher war es eine Information. Die Information war dafür gedacht, dass sich
die Kreistagsmitglieder umfassend informieren können.
Der Verein hat den Antrag an
den Landrat zum Beitritt gestellt und der Landrat hat seiner Verwaltung den
Auftrag zur Vorbereitung des Beschlussantrages gegeben, fasste Herr Böhm
zusammen.
Herr Schröder Sprecher der
Energieavantgarde informierte zuerst über die Mitglieder des Vorstandes. Seit
der letzten Information vor dem Ausschuss hat sich der Beirat des Vereins
konstituiert. Über die Zusammensetzung des Beirates wurde informiert.
In der vorliegenden
Beschlussvorlage wird noch einmal erklärt, wo man in der Region
Anhalt-Bitterfeld-Dessau-Roßlau-Wittenberg hin will. Im Jahr 2012 entstand das
regionale Akteurbündnis Energieavantgarde Anhalt, der Landkreis
Anhalt-Bitterfeld war Kooperationspartner. Ziel des Netzwerkes war es
Möglichkeiten zu bewerten, wie in der Region mittels erneuerbarer Energieträger
erzeugte Energie in der Region genutzt werden und sich damit zum Vorteil für
die Region auswirken kann.
Der Verein wurde im Januar
2015 gegründet. Mit seiner Hilfe soll es gelingen, Projekte besser zu
koordinieren und Forschungsmittel zu gewinnen.
Herr Schröder hob noch einmal
hervor, mit den Mitteln sollen Forschungsvorhaben, die genau auf die Region
zugeschnitten sind, unterstützt werden.
Herr Pietschiny als
Vorstandsmitglied informiert über inhaltliche Ausrichtungen. Der Hauptaspekt
ist, welche Möglichkeiten gibt es in der Wertschöpfung für erneuerbare Energien
in die Region zu bringen.
Herr Schröder informierte zum
aktuellen Arbeitsstand.
Über wieviel KW-Leistung
verfügt zurzeit die Region Anhalt-Bitterfeld-Dessau-Roßlau-Wittenberg fragt
Herr Mölle.
Eine genaue Zahl kann Herr
Schröder nicht nennen, ca. 70 % regenerative Energien haben wir in den Netzen.
Es besteht schon ein sehr hoher Anteil an regenerativer Energie im Netz, die
sich aber eher problematisch auf die Entgelte bemerkbar machen. Dieses
Missverhältnis ist eine Herausforderung vor denen wir in der Region stehen.
Herr Mölle bittet um
Nachreichung verwertbarer Zahlen für die Bereiche
Anhalt-Bitterfeld—Dessau-Roßlau-Wittenberg.
Er ist der Meinung, dass die
RWE-Stiftung es verschlafen hat, die Wende hin zur erneuerbaren Energie zu
bekommen. Es gibt andere große Stromkonzerne, die schneller und effizienter
waren. In der Sitzung des Kreistages, als Frau Dr. Scurell anwesend war, ging
es darum die Anzahl der Windkraftanlagen zu erhöhen. Dies wurde durch Herrn
Mölle vehement abgelehnt. Es passt landschaftlich nicht ins Bild, dass wir
unsere Gegend weiter verschandeln. Das Land Sachsen-Anhalt ist das einzige Land
was 75 % erneuerbaren Energiestrom erzeugt, demzufolge auch exportiert. Die
Aussage zu Netzentgelte wurde durch Herrn Mölle verneint. Wir haben keinen
Einfluss auf die Netzentgelte, die werden in Berlin ausgehandelt. Der Sinn und
Zweck des Vereins erschließt sich dahin nicht, weil darauf verzichtet wird, den
Bürger direkt mitzunehmen, in die erneuerbaren Energien. Wir sind verpflichtet
auf den Bürger zuzugehen und ihm Angebote zu machen. Die erneuerbaren Energien
sind so fortgeschritten, das heißt die Flächennutzungspläne der einzelnen
Kommunen sind fertig. Der Verein kommt seiner Meinung nach „10 Jähre zu spät“.
Der Nutzen für den Bürger
erschließt sich momentan nicht.
Herr Hermann ist der Meinung,
dass es sicher in den Flächennutzungsplänen noch Reserven gibt. Alle 3 Partner
sind in der regionalen Planungsgemeinschaft verankert. Deshalb könnte es doch
von der Regionalen Planungsgemeinschaft übernommen werden und nicht von den 3
Einzelpartnern.
Herr Schröder beantwortet die
Fragen, natürlich heißt eine Mitgliedschaft eines Landkreises in diesem Verein
nicht, dass die Regionale Planungsgemeinschaft sich nicht mit dem Thema
befasst. Es geht darum, ob es zusätzlich von den Landkreisen und der Stadt
Dessau-Roßlau ein Statement gibt zu diesem Reallabor. Es geht um die
Interessenbekundung der Landkreise. Die Netzentgelte werden natürlich in Berlin
verhandelt. Wir stehen in einem Dekarbonisierungsprozess. Es geht
perspektivisch um die Ablösung des EEG strukturierten Konzeptes. Deshalb ist
eine Dezentralisierung nicht verkehrt. Um ein Mehr an Teilhabe aus
bürgerschaftlichen, kommunalen und regionalen Strukturen heraus geht es, dies
ist explizites Ziel des Vereins.
Herr Schönemann sieht die
Chance darin, dass der Landkreis sich mit einem geringen Eigenanteil symbolhaft
mit in diesen Verein einbringen kann. Der Verein wird sicher nicht primär daran
arbeiten den Zubau verschiedenster Energieformen zu betreiben. Es werden sicher
mit diesem Reallabor Chancen ausgelotet, die überregional von Bedeutung sein
können. Dies ist für den Landkreis eine Chance, die man nicht vertun sollte. Es
besteht ja jederzeit die Möglichkeit anhand der Satzung, diese Mitgliedschaft
wieder zu beenden. Dem sollte sich der Kreistag nicht verschließen.
Herr Böhm sieht auf den
Landkreis Arbeit zukommen, die zusätzliches Personal binden könnte.
Herr Schröder verneinte dies.
Eine Aufgabe des Vereins ist
es, die im Reallabor gewonnenen Erkenntnisse auf landesnationaler und
europäischer Ebene zu vermitteln.
Herr Böhm persönlich lehnt den
Beitritt zum Verein ab, es muss heute eine Empfehlung gegeben werden für den
Finanz- und Kreisausschuss auch für die Fraktionen.
Die Region Anhalt-Bitterfeld
sei ausgewählt worden, weil man in dieser traditionellen Energieregion eine
Chance sehe, „besonders weit zu kommen“, sagt Herr Hippe. Die Erhebung erfolgte
auf den realen Daten in der Region. Herr Hippe hob für den Betritt auch die
„hochkarätige Anbindung“ durch den Beirat der Energieavantgarde hervor.
Regionale Wertschöpfung ist ja
im Endeffekt ein Stück Bürger- und Unternehmerbezogenheit.
Das Wort Wertschöpfung spielt
immer eine große Rolle, sagt Herr Mölle. Wenn man den Bürger mitnehmen wolle,
müsse man ihm Angebote machen. Es sind keine konkreten Maßnahmen, die
zielführend den jetzigen Stand abbilden und den jetzigen Stand mitnehmen nach
20 Jahren EEG.
Herr Böhm bittet um Abstimmung
für die Empfehlung an den Kreistag wer für den Beitritt des Landkreises im
Verein ist.
2 Ausschussmitglieder stimmten
dafür, 2 dagegen und 2 Mitglieder enthielten sich der Stimme.