Herr Hippe sagte einleitende Worte zum TOP der gegenwärtigen Tagung - dem Radverkehrskonzept zur Entwicklung des Radverkehrs für Alltag, Freizeit und Tourismus im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

 

Es handelt sich um ein Strategiepapier, dessen Erstellung sehr umfangreiche Recherchen vorangegangen sind. Das Planungsbüro ISUP Ingenieurbüro für Systemberatung und Planung GmbH wurde mit der Konzepterstellung beauftragt.

 

Herr Woinar vom ISUP Ingenieurbüro berichtete über Zielsetzung, angewandte Methoden und Ergebnisse zum erstellten Konzept, einsehbar – siehe Anlage – Präsentation Radverkehrskonzept.

 

Folgendes merkte Herrn Heeg an:

·         das vorgelegte Konzept ist technisch nicht lesbar (verschwommene Schrift, Karten sind unkenntlich)

·         das Einloggen in das GIS (Geoinformationssystem) war nicht erfolgreich

·         es fehle die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe zur Welt-Erbe-Region, die sich mit dem Radtourismus ebenfalls befasst, genannt seien hier Radwege im Naturpark Mittlere Elbe und die Straße zur deutschen Sprache.

·         es ergab sich ein Widerspruch im Konzept S. 8 und dem Maßnahmenkatalog S. 30 bezüglich dem vom Bund geförderten Nationalen Radverkehrsplan (NRVP 3.0) Danach wird der Radverkehr allumfassend gefördert: Bereitstellung des Weges, Wegweisung, Abstellanlagen, Fahrradmitnahmemöglichkeiten in öffentlichen Verkehrsmitteln und Ähnliches.

·         Alltagswege werden in Köthen abgeordnet, dennoch befahren; betreffend die direkte Verbindung Krankenhaus - Stadtkern - LK-Verwaltung - Energieroute. Der R1 ist auf 200 m zwischen Impfzentrum und Marktplatz nicht durchgehend befahrbar. Er quert eine Fußgängerzone, die nicht für den Radverkehr freigegeben ist.

·         In der Anlage 4.1 gibt es namentlich gleich betitelte Nummern: Nr. 82,21.22,42. Eine Unterscheidung ist nicht erkennbar.

 

Frau Bier vermittelt umgehend über das Kreistags-Büro die unmittelbare Weitergabe des Konzeptes per E-Mail an alle betreffenden Ausschüsse.

 

Herr Woinar gab zu bedenken, dass der Datenaufbau vom GIS zeitaufwendig ist. Er bot seine Unterstützung an. Der Welterbe-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg e.V. und der World Fund For Nature (WWF) nahmen am Workshop zum Konzept teil und deren Hinweise wurden auch im späteren Verlauf aufgenommen. Der Radverkehr ist teilweise im Mischverkehr, teilweise fahrbahnbegleitend zu führen (Widerspruch des Konzeptes mit NRVP wird überprüft). Das Hauptaugenmerk lag auf den zwischenörtlichen Verbindungen. Zu den Gegebenheiten innerhalb der Orte war man auf Kommunen und andere Beteiligte angewiesen. An den innerörtlichen Konzepten arbeiten die Kommunen vorrangig selbst.

 

Herr Effenberger erfragte das Ergebnis im vortägigen Bildungs- und Sportausschuss. Herr Loth gab bekannt:

 

Ja                    - fünf

Nein                - keine

Enthaltungen  - zwei Stimmen.

 

Herr Effenberger fragte zu den bisherigen Kosten der Kostenprognose und der Arbeitszeit für das Konzept an. Frau Kamli verlas die Daten. Gefördert wird das Projekt zu 80 Prozent durch das Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt über das Sachsen-Anhalt REGIO Programm. Eingebettet in eine Reihe von übergeordneten Rahmenbedingungen führt der LK ABI seine Aktivitäten dazu aus.

Herr Woinar: Die Kostenschätzung zur Umsetzung der Ergebnis-Maßnahmen beruhen auf Erfahrungswerten anderer Projekte und Studien. Ungewisse Einflüsse wie die Inflationsrate sind zu bedenken. Genauere Werte erhält man in der Projektplanung zur Umsetzung der jeweiligen Maßnahme.

 

Herr Hippe betonte die strategische Funktion dieses Konzeptes mit kalkulierten Kosten. Für die Umsetzung der jeweiligen Einzelmaßnahme kann deren Zweckmäßigkeit fachlich fundiert z.B. gegenüber dem Fördermittelgeber dargestellt werden. Förderprogramme des Landes und des Bundes stehen zur Verfügung

 

Herr Schönemann erfragte die Einarbeitung der Radwegekonzepte der Kommunen, die dazu auch Ingenieurbüros beauftragt haben.
Herr Woinar bestätigte die Kommunenbefragung zu bereits vorhandenen Konzepten, weiteren vorhandenen Planungen und Ideen. Synergieeffekte und Ratgeberfunktion zu nutzen, war bei der Erstellung des Alltagswegenetzes und des touristischen Radwegenetzes erwünscht.

 

Herr Sonnenberger hat mit GIS gut arbeiten können. Er informierte weiterhin, dass der Bauwirtschafts- und Verkehrsausschuss dem Radwegekonzept mehrheitlich unter der Maßgabe zugestimmt hat, dass die zehn Maßnahmen nach Priorität und Kosten gelistet dargestellt werden, so auch jetzt in der Anlage des Konzeptes umgesetzt und ersichtlich. Hilfreich wäre es gewesen, insgesamt die jeweils betreffende Kilometeranzahl aufzulisten. Er berichtete über den Radwegebau von Zörbig nach Stumsdorf. Hier hat der Radwegebau 500 EUR je Meter gekostet (das Konzept sieht kalkulatorisch 250 EUR je Meter vor, es dient als Basis für die Zukunft und gibt lediglich einen Orientierungswert an).

 

Herr Woinar wird die Kilometerangabe in der kompletten Maßnahmenliste aufnehmen, bisher wurde sie nur in der Prioritätenliste angegeben. Die innerörtlichen Gestaltungsmöglichkeiten des Radwegenetzes sind wesentlich vielfältiger, daher ist eine detaillierte Beschreibung schwierig. Die Kosten differieren wesentlich von Kommune zu Kommune, LK zu LK usw. Es ist von einem Durchschnittswert auszugehen.

 

Herr Tischmeyer machte deutlich, dass die Erstellung von Konzepten die Grundlage zur Beantragung für Fördermittel ist. Er fragte zum Beginn der Umsetzung an.

 

Herr Hippe stellte anhand der LK-Kartierung einige Radwegeprojekte in ihrer Umsetzung vor.

 

Im Zerbster Raum existieren etliche kleinere regionale Radwege, die verschiedene Themen aufgreifen. Es gibt auch kreisübergreifende Radwege in Richtung Berlin, z.B. den Flämingradweg. Der Elbradweg zwischen Steutz und Steckby wurde gemeinsam mit der Stadt Zerbst/Anhalt und dem LK ABI in einem langwierigen Prozess geplant und umgesetzt. Es war problematisch, den Anforderungen des Biosphärenreservates zu entsprechen. Schließlich gelang es, den Fuhrweg als internationalen Elbradweg zu qualifizieren. Es wurden Rastplätze entwickelt und Informationstafeln aufgestellt. Die Gemeinde Zerbst/Anhalt stellt ein Modellprojekt dar. Das Knotenpunktsystem ist das künftige Zielorientierungssystem für Radtouristen. Das Leader-Kooperationsprojekt für den Raum Mittelelbe-Fläming, wozu der Zerbster wie auch der Bereich Gommern gehört, wurde vom LK ABI konzeptionell unterstützt, die Finanzierung steht fest.

 

In Abstimmung mit der Stadt Aken wurden Piktogramme am Elbradweg angebracht, vom LK finanziert. Am Naumanns Schuppen entstand unter Begutachtung des LK ABI in Trägerschaft der Stadt Aken eine Radrast. Das Land SA kümmert sich mittels der Elbradkoordinierungsstelle um den Elbradweg. Herr Schwab ist im Auftrag der Stadt Aken verantwortlich. An der Fähre Aken befindet sich der touristische Info-Punkt, an dem auch die Elbquerung per Rad statistisch erfasst wird.

 

Fördermittel werden über die Investitionsbank herausgegeben. Bei der Antragstellung wirken FD Tourismus sowie FD Tiefbau und Kreisstraßenmeisterei mit.

 

Der Mulderadweg führt zurzeit in Richtung Dessau auf einer großen Strecke auf der Landesstraße entlang, was sehr gefährlich ist. Eine alternative Strecke laut Radwegekonzept führt links entlang der Mulde bis südlich von Dessau, entlang den Deichen. Durch die Stadt Raguhn wurde auch eine alternative, günstigere Route gefunden. Diese Radwege-Planung geht weiter in Zusammenarbeit mit der Stadt Dessau. Der Weg soll künftig durch Dessau bis zum Streckenschluss an den Elbradweg führen. Für die Wegeverlegung ist ein Streckenabweichungsverfahren durchzuführen. Der Hochwasserschutzbetrieb ist damit einverstanden. Der Radwegekoordinator Herr Bayersdorfer ist beteiligt.

 

Der überregionale Radweg "Kohle-Dampf-Licht" hat noch keinen hohen Bekanntheitsgrad. Dieser industriekulturelle Weg führt von Piesteritz nach Leipzig, perspektivisch bis in den südlichen Raum von Leipzig. Zwischen Burgkemnitz und Schlaitz werden ca. 2,5 km alter Schotterweg ertüchtigt. Der Fördermittelantrag ist beschieden, die Ausschreibung befindet sich in der Endphase, Baubeginn soll 2022 sein.

 

Genannt sei zum Thema Kooperation auch die Beteiligung der Köthen Kultur und Marketing GmbH, in Person Frau Witt.

 

Herr Hippe sieht die dringende Notwendigkeit zur Schaffung einer Arbeitsstelle für einen "Radwege-Verantwortlichen", sprich Ansprechpartner und Kümmerer vor Ort zur Erfassung der jeweiligen Situationen bzw. des Zustandes.

 

Herr Mehlig als Kenner der Radwege und passionierter Radfahrer gab eine Einschätzung aus Sicht seiner Praxiserfahrungen zum vorgestellten Radwegekonzept. Er stimmt Herrn Hippe zu, dass ein Fachmann benötigt wird, der wie ein Radfahrer denkt, um das Konzept zur erfolgreichen Umsetzung zu bringen. Das Konzept berührt alle Punkte, die mit dem Radfahren zusammenhängen. Es zeigt die Vernachlässigung der Radwegepflege und Entwicklung des Radsportverkehrs in unserem LK. Herr Mehlig fragte nach der Priorisierung der Maßnahmen. Die Bestandsaufnahme der Querverbindungen zu den Fernradwegen wird im Konzept nicht aufgeführt. Das wäre jedoch für den Radwegenutzer wichtig. Der Nahradwegeverkehr wurde gut erfasst.

 

Herr Mehlig empfindet die Errichtung von E-Bike-Ladestationen teilweise als Modeerscheinung. Die Sinnhaftigkeit sollte ausschlaggebend sein. Raststätten/Unterstellmöglichkeiten bei Regenwetter sind etwas zu kurz gekommen. Eine Raststätte könne mit einer transportablen E-Bike-Ladestation kombiniert werden - Voraussetzung ist eine Stromversorgung.

 

Alle Rad- und Wanderwege sollten in einem Kataster erfasst werden. In Sachsen-Anhalt gab es eine alle zwei bis drei Jahre aktualisierte Fibel diesbezüglich. Etwas zu kurz gekommen sind hierin die Wirtschaftswege.

 

Zur Priorität: Zunächst müssten die Radwege in Ordnung gebracht und beschildert werden!

 

Hindernisse für Radfahrten seien die drei Fähren. Der ostelbische Raum ist bei Hoch- und Niedrigwasser abgeschnitten. Alternativen sind der Weg über Dessau bzw. die alte Eisenbahnbrücke bei Barby.

 

Die Goitzsche Region ist ein touristischer Höhepunkt, der zu wenig vermarktet werde. Öffentlichkeitsarbeit und Marketing gehörten an vorderste Stelle wie auch die Einstellung eines Radwartes beim LK ABI.

 

In Verbindung mit der Nutzung der Deutschen Bahn durch Radfahrer ist zu bemerken, dass am Ausgang des Bahnhofs eine Beschilderung für den Radverkehr gehöre.

 

Herr Mehlig belegte seine Kommentare, Hinweise und Ratschläge jeweils anschaulich an praktischen Beispielen.

 

Herr Hippe erklärte den Begriff "Energieradweg" inhaltlich. Es geht hierbei um das Thema Energie im Einklang mit Ökologie und Nachhaltigkeit. An der Strecke befinden sich Windkraft- und Solaranlagen in Verbindung mit touristischen Zielen.

 

Herr Hippe wird Erkundigungen zu der angesprochenen früher verfügbaren Fibel tätigen und diese in die Veröffentlichung des Wegematerials einbeziehen.

 

Der "R1 alternativ" soll wieder ausgeschildert und instandgesetzt werden. Er ist touristisch von Bedeutung, hier befinden sich z.B. Großsteingräber.

 

Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit wurde mangels möglicher Messeauftritte in den letzten zwei Jahren ein Aufruf im LK-Journal getätigt, sich zum Thema Radtourismus telefonisch, per FAX oder E-Mail an das Tourismusamt zu wenden. Daraus ergaben sich mehr als 1.000 Anfragen. In Antwort darauf wurden Radfahrerpakete mit Infomaterialien auf den Weg geschickt. Im Rücklauf kamen beigepackte Feedback-Zettel zurück, die überwiegend eine positive Resonanz belegten, aber auch Schwachstellen aufzeigten. Eine Auswertung könne separat erfolgen.

 

Im Fazit wies Herr Hippe nochmals auf die strategische Bedeutung des Radfahrkonzeptes und die Notwendigkeit der Schaffung der Stelle eines Straßen- und Radwegewartes auf LK-Ebene hin.

 

Herr Loth nahm die Abstimmung zur BV mit folgendem Ergebnis vor:

 

Ja                   – vier

Nein               – keine

Enthaltungen – vier Stimmen.

 

Der Beschlussvorschlag wurde einstimmig angenommen.