Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Der Kreistag des Landkreises Anhalt-Bitterfeld stimmt der Umwandlung der Sekundarschule Muldenstein, OT Muldenstein, Burgkemnitzer Str. 28, 06774 Muldestausee, in eine Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2016/2017 zu.

 


(Herr Hemmerling und Herr Dr. Buchheim gekommen= 38+1= 70,91%)

Herr Seydewitz erklärte, dass man der Meinung ist, dass die Gemeinschaftsschule nicht dem entspricht, wie die Lernschwerpunkte gestellt werden. Das Gymnasium ist die höchste Schulform und sollte auch die höchste Schulform bleiben. Es ist bezeichnend, warum das Gymnasium Wolfen und das Gymnasium in Bitterfeld eine Kooperation mit der Schule in Muldenstein abgelehnt haben. Meiner Meinung nach, aus folgendem Grund: Die Gemeinschaftsschule ist eine Mogelpackung. Die Gemeinschaftsschule unterrichtet nach Lehrplänen der Realschule. Sie entspricht in keinem dem Bildungsumfang eines Gymnasiums. Es kann auch nicht sichergestellt werden, dass der Bildungsstandard in einer Gemeinschaftsschule aufrechterhalten wird, da die Klassenfrequenzen viel zu groß sind und eine differenzierte Unterrichtsdurchführung gar nicht möglich ist. Es ist falsch, meiner Meinung nach, dass die schwachen Schüler profitieren. Die schwachen Schüler profitieren nicht, sie sind überfordert und die starken Schüler langweilen sind. Das sind Argumente der Lehrerschaft, die sich mit der Gesamtschule beschäftigt haben.

Aus diesem Grund kann ich einer Umwandlung der Sekundarschule in eine Gemeinschafts-schule nicht zustimmen.

Frau Hinze erklärte, die Fraktion begrüßt die Umwandlung der Sekundarschule in eine Gemeinschaftsschule. Es ist eine Form für ein längeres gemeinsames Lernen und die Durchlässigkeit zu einem Gymnasium, wenn man nach der 10. Klasse an das Gymnasium gehen will, ist auch gegeben. Für die Entwicklung der Kinder sollte man den Kindern einfach etwas mehr Zeit für ihre Entscheidung, ein Gymnasium zu besuchen, geben. Mit den neuen Lehrplänen der Sekundarschule ist es durchaus möglich, dass sowohl leistungsstarke wie auch

leistungsschwächere Schüler gemeinsam arbeiten und lernen können. Das längere gemeinsame Lernen ist eine gute Sache und deshalb befürwortet die Fraktion DIE LINKE die Vorlage.

Herr Hövelmann erklärte, dass die Fraktion den vorliegenden Antrag begrüßt. Er machte noch einmal deutlich, dass er es für außerordentlich bedenklich hält, wenn der Kreistag dem Willen der Lehrerschaft der Schule, dem Willen der Elternschaft und der Schülerinnen und Schüler nicht entspricht. Er findet es bedenklich, dass die beiden Gymnasien eine Zusammenarbeit verweigert haben. Insofern blieb der Schule nichts anderes übrig, als an ein anderes Gymnasium auszuweichen, das sich bereit erklärt hat, diese Kooperation einzugehen.

Herr Northoff erklärte, dass man bereits im Kreis- und Finanzausschuss angezeigt hatte, dass man diesem Antrag nicht zustimmt. Mit diesem Antrag werden dem Landkreis zusätzliche Kosten auferlegt, denn schließlich wird ein späterer Besuch der Schüler in der Bitterfelder Schule dem Kreis weniger kosten. Man ist auch der Auffassung, dass es keinerlei Begründung für diesen Antrag gibt. Es ist bereits heute möglich, dass Schüler auch während der laufenden Schulzeit zum Gymnasium wechseln können. Wenn die Schule jetzt darauf reflektiert, dass Schüler, die möglicherweise bevorzugt zum Gymnasium gehen, länger in der Gemeinschaftsschule verbleiben, so erweist man den Schülern einen Bärendienst, weil sie nämlich in ihrer Entwicklung zurückbleiben. Wir sind also der Meinung, dass dieser Antrag keinen Sinn macht und wir werden ihn ablehnen.

Herr Sonnenberger erklärte, dass die Fraktion der Freien Wähler Anhalt-Bitterfeld den vorliegenden Antrag unterstützt. Die entsprechenden Argumente wurden ja schon genannt. Es geht nun einmal um den Willen der Eltern, der Schülerschaft und der Lehrer. Zum anderen ist es auch im Sinne der Schüler, da ihr Bildungsweg noch offen bleibt. Gleichwohl schließt man sich der Kritik an, dass die Gymnasien Bitterfeld und Wolfen sich nicht als Partner angeboten haben. 

Das ist sehr bedauerlich und sollte nochmals ausgewertet werden.

Herr Wesenberg bezog sich auf die inhaltliche Situation. Es ist ein zusätzliches Bildungs-angebot, was sich letztendlich anscheinend auch durchsetzen wird. Er erinnerte daran, dass in Magdeburg schon alle ehemaligen Sekundarschulen Gemeinschaftsschulen sind. Es richtet sich insbesondere an die Kinder, die zum Ende des 4. Schuljahres nicht genau wissen, gehe ich zur Sekundarschule oder zum Gymnasium. Das heißt also, man möchte schon die Chancen dieser Kinder wahren und verbessern, dass auch sie zum Abitur kommen. Dass man jetzt die Situation hat, dass die Gymnasien des Landkreises nicht in Frage kommen, weil sie das nicht wollen, ist irgendwo verständlich und das ist nicht nur bei uns so. Aber die berufsbildenden Schulen, die letztendlich auch zum Fachabitur führen, sind gute und geeignete Partner. Von der Größe her sind sie in der Lage, frühzeitig solche Schüler zu betreuen und dann im Übertritt eigene Klassen aufmachen zu können. Es ist aber der Wunsch der Schule, des Kollegiums und der Elternschaft dieser Schule. Die entsprechenden Beschlüsse liegen vor und die Schule hat auch ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Wenn wir dem jetzt nicht zustimmen, dann hat das Kultusministerium, als genehmigende Behörde, gar keine andere Wahl. Das Vorhaben ist nur möglich mit dem Votum des Kreistages. Er legte weiterhin auf die Feststellung wert, dass diese neue Schulform kostenneutral auf den Weg zu bringen ist. Das ist auch in den Vereinbarungen der Regierungsparteien so beschlossen worden. Abschließend betonte er nochmals, dass es eine Vereinbarung zwischen der damaligen CDU geführten Landesregierung unter Beteiligung der SPD war. Es ist auch Gegenstand der neueren Koalitionsvereinbarung, dass dieses nicht angetastet werden soll, wenn es denn von den Eltern, Schülern und Lehrern so gewollt wird. Er legte nochmals Wert auf die Feststellung, dass das so ist und dass letztendlich diese Dinge keine zusätzlichen Kosten verursachen.

Frau Kutz stellte fest, dass heute eine politische Entscheidung zu treffen ist. Das hatte sie schon einmal bei der Umwandlung der Sekundarschule Gröbzig in eine Gemeinschaftsschule gesagt. Der Kreistag hatte sich damals dazu bekannt. Zur Gewährleistung der Chancengleichheit zwischen den Schülern im Bereich der Gemeinde Muldestausee und Südliches Anhalt wäre es gut, wenn der Kreistag sich auch hierzu bekennt. 2012 wurde die Umwandlung einer Sekundarschule in eine Gemeinschaftsschule ins Schulgesetz aufgenommen. Es gibt mehrere Beispiele, wo alles gut gelöst werden konnte. Wo alle Bildungsabschlüsse der Sekundarstufe I sowie auch das Abitur an einem wohnortnahen Angebot abgelegt werden konnte. Es werden hier Voraussetzungen geschaffen, um Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Außerdem sollte man auch daran denken, dass wir für die Zukunft einen Schulstandort sichern, der für den ländlichen Raum sehr wichtig ist.

Des Weiteren widersprach sie den Ausführungen von Herrn Seydewitz. Unterricht in der Gemeinschaft ist sehr zeitgemäß, da Bildungsgerechtigkeit und Inklusion hier möglich sind.

Die Fraktion wird dem vorliegenden Antrag zustimmen.

Frau Zoschke verwies auf den Aspekt, dass die Umwandlung nicht von heute auf morgen zu realisieren ist. Wer schon einmal in der Sekundarschule in Muldenstein war, der erlebt vor Ort neben dem Lernen, was das wichtigste an einer Schule ist, auch ganz viel demokratische Prozesse. Im Rahmen dieser demokratischen Prozesse ist auch der Gedanke mit der Gemeinschaftsschule entstanden. Wir beklagen uns immer, dass Eltern, Kinder vielleicht auch manchmal Lehrer nicht mehr demokratischen Prozessen aufgeschlossen sind. Hier sind sie es aber ganz toll und sie gestalten diesen demokratischen Prozess auch in die Gemeinde Muldestausee hinein. Wir wären ganz schlecht beraten, wenn wir diese Prozesse jetzt abrupt abbrechen und ihnen die Chance nehmen, etwas, was sie als Idee erfasst haben, tatsächlich auch zu gestalten.

Herr Roi fragte nach, was die entscheidenden Gründe für die Ablehnung der Kooperation der beiden Gymnasien waren.

Frau Mylius erklärte, dass die Gesamtkonferenz im Europagymnasium sich nicht zustimmend dafür erklärt hat. Man hat hier vielleicht mehr Probleme als Vorteile gesehen.

Beim „Heinrich Heine“ Gymnasium ist es gar nicht erst soweit gekommen, dass sich die Gesamtkonferenz mit dieser Problematik befasst.

 

Es gab keine weiteren Wortmeldungen.